Die Gruppe wurde als Privatunternehmen von Hilma und Albert Kieft gegründet und unter dem Namen Kieft & Kieft Filmtheater geführt. Stammhaus war bis 2004 das 1948 eröffnete Kino Lichtspiele Hoffnung in Lübeck. 1975 bzw. 1979 traten Marlis und Heiner Kieft, zwei von Alberts fünf Kindern, in den Betrieb des Vaters ein und vergrößerten ihn kontinuierlich. Der Aufstieg des Familienunternehmens begann nach der deutschen Wiedervereinigung mit der Übernahme zahlreicher Kinos der früheren DDR. Mit Anbruch der Großkino-Ära baute die Kieft-Gruppe 1993 die Lübecker Stadthalle, den traditionellen Hauptaustragungsort der Nordischen Filmtage Lübeck, zum Multiplex-Kino auf und geben ihm den Namen CineStar – Der Filmpalast.[2]
Der nächste CineStar Filmpalast wurde 1995 in Wismar eröffnet. Bis zur Jahrtausendwende wurden etliche weitere neue Multiplex-Häuser eröffnet, unter anderem in Erlangen, Augsburg, Bamberg, Ingolstadt, Villingen-Schwenningen, Frankfurt a. M., Bielefeld und Garbsen bei Hannover. Besondere Ehrung erfuhr die Kieft-Gruppe 1997 mit dem Erhalt des International Exhibitor of the Year Awards, des bedeutendsten Preises für Kinobetreiber. Das Preiskomitee der National Association of Theatre Owners (NATO) würdigte auf der ShoWest in Las Vegas sowohl die Qualität der Kinos als auch die der Programmauswahl.[2] 1998 beteiligte sich der größte australische Kinobetreiber Greater Union durch seine Tochtergesellschaft Amalgamated Holdings Limited (AHL) im Rahmen eines Joint Venture mit 50 Prozent an der Kieft & Kieft Filmtheater GmbH. Es folgten prestigeträchtige Neueröffnungen wie etwa im Jahr 2000 das CineStar Original im Sony Center, Berlin, das sich auf Filme in englischer Originalsprache spezialisierte und ein IMAX-3D-Kino beheimatete. Das CineStar in Leipzig (2001) etablierte sich schnell als Veranstaltungsort diverser Festivals wie das Wave-Gotik-Treffen oder das DOK Leipzig. Einige Partnerkinos, u. a. die Village Cinemas, gehören ebenfalls zur CineStar-Gruppe.
Neue Filmpalast
Am 1. April 2003 übernahmen Kieft & Kieft zusammen mit dem Fürther Kinowerbevermarkter RoWo 32 der 37 Ufa-Kinos.[3] Die gemeinsame Auffanggesellschaft nannten sie Neue Filmpalast GmbH. Mit beiden Gesellschaften betrieben Kieft & Kieft nun 94 Kinos mit insgesamt 611 Sälen und waren damit Marktführer unter den deutschen Kinobetreibern.[4]
Greater Union Filmpalast
Die Übernahme der maroden Ufa-Theatergruppe erwies sich als Fehlentscheidung; die schwere finanzielle Krise der Ufa brachte das zu großen Teilen familiär geführte Unternehmen an seine finanziellen Grenzen. Die Folge: Der bisherige Joint-Venture-Partner AHL übernahm 2004 die Geschäftsanteile der Geschwister Kieft – und hielt damit 100 Prozent an der Kieft & Kieft Filmtheater GmbH sowie 50 Prozent an der Neuen Filmpalast GmbH & Co. KG. Marlis und Heiner Kieft blieben vorerst als Geschäftsführer neben David Seargeant (AHL) im Management tätig. Das neue Unternehmen firmierte fortan als Greater Union Filmpalast GmbH.[5]
Die Greater Union retournierte einen Teil der Ufa-Kinos an den Ufa-Insolvenzverwalter. Am 1. Januar 2005 fiel die rautenförmige Ufa-Marke an den Eigentümer, die RTL-Group, zurück. Die verbleibenden Kinos wurden in CineStar umbenannt.[6] Der australische Entertainmentkonzerns AHL betreibt unter den Markennamen Greater Union, Birch Carroll & Coyle sowie CineStar Kinos in Australien, Europa und im Nahen Osten. Als Marlis Kieft das größte deutsche Kinounternehmen Ende 2010 verließ, zählte es 73 Kinos an 62 Standorten.[7]
Für die Beschäftigten in den CineStar-Kinos in Deutschland trat zum 1. Januar 2013 ein einheitlicher Tarifvertrag in Kraft.[8] Um die Verhandlungen voranzubringen, wurde seit Dezember 2011 in mehreren Filmtheatern immer wieder die Arbeit niedergelegt.[9][10][11] Die Beschäftigten wurden dabei durch die Gewerkschaftver.di unterstützt.
Event Hospitality & Entertainment Ltd
Im Dezember 2015 nahm die Besitzerin AHL eine Umfirmierung in Event Hospitality & Entertainment Limited vor. 2017 ging David Seargeant als Geschäftsführer in den Ruhestand; seine Nachfolge trat Jane Hastings an.
Im Oktober 2018 wurde der Verkauf der Kinokette an den britischen CinemaxX-Eigner Vue Entertainment bekanntgegeben.[12] Das Bundeskartellamt gab die Fusion am 2. März 2020 frei – unter der Bedingung, innerhalb von sechs Monaten fünf CineStar-Kinos und ein CinemaxX-Kino an andere Betreiber zu veräußern, um ein Monopol in den sechs Städten zu verhindern. Anvisiert waren die CineStar-Kinos in Augsburg, Bremen, Gütersloh, Magdeburg und Remscheid sowie das CinemaxX-Kino in Mülheim an der Ruhr.[13]
Stand zum Ende des Jahres 2020: Der australische Mutterkonzern der CineStar-Kinogruppe hat die Fusionspläne mit CinemaxX vorerst abgesagt. Vue Entertainment wird vorgeworfen, die bereits mehrmals verlängerte Verkaufsfrist nicht eingehalten zu haben. Neue Bedingungen verstießen außerdem gegen den bestehenden Kaufvertrag. Die rechtlichen Optionen würden nun geprüft.[14] Nur in Gütersloh konnte der Kinobetrieb verkauft werden: an den Besitzer der Immobilie.[15]
CineStar Original und IMAX im Sony Center am Potsdamer Platz in Berlin hatten ihre Pforten bereits am 1. Januar 2020 geschlossen.[16] Das CineStar Bielefeld vollzog seine Schließung nach 20 Jahren am 13. März 2020.[17]
Im Mai 2021 wurde bekannt, dass das CineStar im Bamberger Atrium nach der Corona-Pandemie nicht wieder öffnen wird, sondern für immer geschlossen bleibt.[18]
Im Sommer 2023 teilte CineStar mit, die Standorte Ludwigshafen[19] und Wolfenbüttel[20] aufzugeben.
Im November 2023 wurde bekannt, dass an vier deutschen CineStar-Standorten durch eine Kooperation mit IMAX neue IMAX-Leinwände entstehen sollen.[21] Die Standorte selbst wurden allerdings nicht kommuniziert.
Im Oktober 2024 wurde das Dortmunder Kino der größte Saal zum IMAX umgebaut, im Dezember eröffnet das CineStar Metropolis in Frankfurt am Main mit einem neuen IMAX Saal, gleichzeitig wird der Filmpalast in Frankfurt am Main an der Mainzer Landstrasse aus Umnutzungsgründen geschlossen.
Kino-Standorte
Stadt
Kino
Säle
Sitzplätze
davon Rollstuhlplätze
Anmerkungen
Augsburg
CineStar Augsburg
09
1.615
8
Berlin – Alexanderplatz/Mitte
CineStar – CUBIX Filmpalast
09
2.274
14
Berlin – Hellersdorf
CineStar – Der Filmpalast
07
1.465
08
Mit 12 Sälen eröffnet
Berlin – Prenzlauer Berg
Kino in der KulturBrauerei
08
1.587
200
Berlin – Tegel
CineStar – Der Filmpalast
09
2.116
11
Berlin – Treptow
CineStar – Der Filmpalast
09
2.409
18
Bonn
Stern Lichtspiele
03
0.520
5
Bremen
CineStar Kristall-Palast
11
3.338
12
Chemnitz
CineStar – Der Filmpalast am Roten Turm
11
2.217
22
Dortmund
CineStar – Der Filmpalast
14
3.703
16
IMAX seit 2024
Düsseldorf
CineStar – Der Filmpalast
09
2.534
20
Emden
CineStar – Der Filmpalast
06
0.834
07
Erfurt
CineStar – Der Filmpalast
08
2.116
08
Erlangen
CineStar – Der Filmpalast
10
1.977
10
Frankfurt (Oder)
CineStar – Der Filmpalast
06
1.394
11
Frankfurt am Main
CineStar – Der Filmpalast
08
1.881
24
Schließung Ende 2024
Frankfurt am Main
CineStar Metropolis
12
3.011
15
Fulda
CineStar – Der Filmpalast
08
1.683
7
Garbsen
CineStar – Der Filmpalast
09
2.284
10
Greifswald
CineStar – Der Filmpalast
06
0.920
08
Hagen
CineStar – Der Filmpalast
08
2.107
18
Ingolstadt
CineStar – Der Filmpalast
10
1.637
11
Jena
CineStar – Der Filmpalast
08
1.437
09
Karlsruhe
Partnerkino Filmpalast am ZKM
10
2.666
28
Konstanz
Partnerkino CineStar – Der Filmpalast
09
1.394
10
Leipzig
CineStar – Der Filmpalast
08
2.438
20
Lübeck
CineStar – Filmpalast Stadthalle
07
1.366
2
Lübeck
Filmhaus
03
0.375
–
Ludwigshafen
CineStar – Der Filmpalast
11
2.019
24
Schließung Ende 2023
Magdeburg
CineStar – Der Filmpalast
09
2.216
22
Mainz
CineStar – Der Filmpalast
10
2.554
25
Neubrandenburg
CineStar – Der Filmpalast
08
1.694
14
Neumünster
CineStar Neumünster
07
1.201
11
Oberhausen
CineStar – Der Filmpalast
09
2.532
14
Remscheid
CineStar Remscheid
06
1.094
12
Rostock
CineStar – Der Filmpalast
07
1.813
–
Rostock
CineStar Capitol Filmpalast
04
1.065
30
Saarbrücken
CineStar – Der Filmpalast
11
2.489
12
Siegen
CineStar – Der Filmpalast
09
1.749
06
Stade
CineStar – Der Filmpalast
05
898
04
Stralsund
CineStar – Der Filmpalast
06
1.109
60
Villingen-Schwenningen
CineStar – Der Filmpalast
07
1.624
07
Waren (Müritz)
CineStar – Der Filmpalast
03
0.442
02
Weimar
CineStar – Der Filmpalast
06
0.984
100
Wildau
CineStar – Der Filmpalast
10
2.182
09
Wismar
CineStar – Der Filmpalast
04
0.498
–
Insgesamt:
46 Standorte
367 Säle
83.533 Sitzplätze
493 Rollstuhlplätze
Stand: März 2023
Ehemalige Standorte
Stadt
Kino
Säle
Sitzplätze
davon Rollstuhlplätze
Bemerkungen
Bamberg
CineStar – Der Filmpalast
8
1.539
Endgültig geschlossen seit Mai 2021
Berlin – Mitte
CineStar – IMAX
01
0.537 (328)
Geschlossen seit 31. Dezember 2019. Wurde 01/2000 eröffnet und war von 03/2011 bis 06/2013 geschlossen.
Berlin – Mitte
CineStar Potsdamer Platz – Sony Center
08
2.279
Geschlossen seit 1. Januar 2020
Bielefeld
CineStar – Der Filmpalast
10
2.315
Geschlossen seit 13. März 2020
Chemnitz
CineStar Luxor – Der Filmpalast
12
2.402
–
Geschlossen seit 19. Mai 2011. Kino 12 (Studio 50 Pl.)
Chemnitz
CineStar Vita-Center – Der Filmpalast
–
Geschlossen seit Dezember 2008
Crimmitschau
CineStar – Der Filmpalast
03
0.441
–
Geschlossen am 29. Juni 2022
Güstrow
CineStar – Schauburg Filmpalast
03
0.597
Geschlossen im Jahr 2005 und ab 2006 mit neuem Betreiber als Moviestar eröffnet
Gütersloh
CineStar – Der Filmpalast
08
1.315
Geschlossen im März 2020 und dann verkauft. 11/2021 Neueröffnung als Filmwerk
Meissen
CineStar – Die Filmbühne
04
0.690
Seit 2013 als Filmpalast weiter betrieben
Osnabrück
CineStar – Der Filmpalast
07
2.078
07
Am 23. Juni 2019 geschlossen, Neueröffnung als Hall of Fame mit neuem Betreiber am 18. Dezember 2019.
Schwedt
CineStar – Der Filmpalast
04
0.765
Seit 26. Oktober 2006 neuer kommunaler Betreiber (FilmforUM Schwedt)
Weimar
CineStar – Atrium Weimar
02
0.256
Geschlossen seit 2021. Cinestar ließ den Mietvertrag während der Corona-Pandemie auslaufen, betreibt jedoch weiterhin ein weiteres Kino in der Stadt.
Zwickau
CineStar Astoria Filmpalast
07
1.420 (*1.230)
Der Filmpalast Astoria wird von 2003 bis 2013 als CineStar Astoria Filmpalast betrieben (*Sitze 2013)
CineStar im Ausland
Bis 2002 gab es auch in Österreich CineStar-Kinos, danach zog sich das Unternehmen vom österreichischen Markt zurück. Die Gebäude wurden von Cineplexx übernommen.[22] Erst im Jahr 2001 hatte das CineStar in Österreich das zweite Kino in Wien eröffnet.[23] In der Schweiz existiert ein CineStar-Kino in Lugano. Dazu kommen 13 Kinos in Tschechien, darunter das größte Kino des Landes im Prager Stadtteil Smíchov.[24] Zudem führt CineStar Kinos in Kroatien sowie in Bosnien und Herzegowina.