Bahnstrecke Merseburg–Querfurt
Die Bahnstrecke Merseburg–Querfurt (auch Geiseltalbahn) ist eine Nebenbahn in Sachsen-Anhalt. Sie führt von Merseburg über Mücheln nach Querfurt. Wegen der bis 1993 andauernden Braunkohleförderung im Geiseltal wurde die Strecke mehrmals verlegt. Die in Querfurt anschließende Strecke von Röblingen am See nach Vitzenburg ist stillgelegt (1999 bzw. 2003), aber noch vorhanden. GeschichteDie Bahnstrecke wurde im Abschnitt Merseburg–Mücheln am 15. Dezember 1886 eröffnet.[11] 1911 wurde sie bis Querfurt verlängert, wodurch sie keine Stichbahn mehr war. Zahlreiche Betriebe an der Strecke, so die Zuckerfabrik in Körbisdorf 1894 und die Brikettfabrik Pfännerhall 1912, erhielten Gleisanschlüsse. Wegen des Braunkohlebergbaues im Geiseltal musste die Bahn bereits 1935[11] oder 1936[12] ein erstes Mal auf drei Kilometern verlegt werden. Sie fuhr nun direkt zwischen Wernsdorf und Körbisdorf hindurch, wobei Wernsdorf auch einen neuen Bahnhof erhielt, welcher 1952 in Benndorf (Geiseltal) umbenannt wurde. 1953 erfolgte eine weitere Verlegung der Bahntrasse, die nun einen weiten Bogen nördlich um Körbisdorf und Benndorf machte.[13] Frankleben erhielt den neuen Bahnhof Frankleben Nord, der alte Bahnhof blieb jedoch weiterhin als Kopfbahnhof von Beuna aus angebunden.[6] Erst hinter dem Bahnhof Neumark-Bedra mündete die Strecke über den neu gebauten Güterbahnhof Neumark (Geiseltal) wieder in die Bestandstrasse ein. 1958 wurde der neue Bahnhof Braunsbedra mit einer 2,3 Kilometer langen Stichstrecke vom Bahnhof Neumark (Geiseltal) aus angebunden.[10][12] Die letzte Verlegung wurde zwischen 1962 und 1964 auf 18,2 Kilometern zwischen Frankleben und Mücheln vorgenommen, bei der die Bahn nun einen Großteil des mittleren (nunmehr ehemaligen) Geiseltales weiträumig im Süden umgeht.[11][12] Für die neue Trasse wurde auch das 264 Meter[11] lange Viadukt Mücheln an der Einfahrt zum neuen Bahnhof Mücheln (Geiseltal) erbaut. Die Eröffnung der neuen Strecke fand am 7. Dezember 1964 statt. Der Bahnhof Braunsbedra war zugleich Übergabebahnhof für das Mineralölwerk Lützkendorf und das Braunkohlenkombinat (BKK) Geiseltal. Bis 1968 bestand für den Güterverkehr in Mücheln auch noch der alte Bahnhof, welcher mit dem neuen Bahnhof über ein Übergabegleis verbunden war.[11] Der Abschnitt Mücheln–Merseburg Süd war von 1958[11] bis 1996 auf der alten bzw. neuen Strecke sowie der Verbindung des alten und neuen Bahnhofs Mücheln für den Güterverkehr elektrifiziert. Zudem existierte ein zweites Gleis zwischen Merseburg Süd (bis 1952 Kötzschen) und Frankleben.[14] Heute zeugen Reste ehemaliger Anschluss- und Kohlebahnen sowie großer Güterbahnhöfe, wie in Braunsbedra, von der vergangenen industriellen Aktivität im Geiseltal. Die Burgenlandbahn GmbH übernahm als gemeinsame Tochtergesellschaft von DB Regio AG und Karsdorfer Eisenbahngesellschaft zu Jahresbeginn 1999 den Betrieb. Der Verkehr auf der Strecke war Bestandteil des Verkehrsvertrags über das Netz Sachsen-Anhalt Süd mit dem Land Sachsen-Anhalt, der bis zum 31. Dezember 2006 lief. Nach der 2003 durchgeführten zweiten Ausschreibung wurde das Netz erneut an die mittlerweile reine DB-Tochter Burgenlandbahn für weitere zwölf Jahre bis 2018 vergeben.[15] Dieser Vertrag wurde im Januar 2017 verlängert und lief bis zum 14. Dezember 2019.[16] Anfang Dezember 2008 begab sich ein Triebwagen der Baureihe 672 ohne jegliche Besetzung durch Personal oder Reisende auf eine Fahrt von Merseburg in Richtung Querfurt.[17] Dabei kam es auch an den Bahnübergängen zu keinem Unfall. Erst kurz vor Querfurt kam das Fahrzeug zum Stehen. Mitte 2017 nutzten die Strecke 250 bis 350 Fahrgäste pro Tag. Die Zahlen schwankten in den vergangenen Jahren. Laut Wolfgang Ball, Sprecher der landeseigenen Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH, seien ein Ausbau der Stationen sowie der Strecke auf eine durchgehende Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h nötig, um eine drohende Einstellung zu verhindern.[18] Die Strecke war nicht im Dieselnetz Sachsen-Anhalt enthalten,[19] sondern wurde 2017 gemeinsam mit der Linie Weißenfels–Zeitz ausgeschrieben.[20] Die DB Regio erhielt im Oktober 2018 den Zuschlag für das neue Netz Elster-Geiseltal und bedient die Strecke bis voraussichtlich Dezember 2032.[21] Bis 2024 verkehrten Reisezüge als RB 78 Merseburg Hbf–Querfurt im Stundentakt. Die Züge kreuzten zeitweilig in Mücheln deutlich nach der üblichen Symmetrieminute, 2022 kreuzten sie sich jeweils um xx:55 in Braunsbedra. Wochentags enden und beginnen einzelne Züge schon in Mücheln. Am Wochenende geschieht das zweistündlich.[22][23] Die Strecke liegt vollständig im Tarifgebiet des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes.[24] Der Haltepunkt Braunsbedra Ost wurde zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024 in Braunsbedra Pfännerhall umbenannt.[25] Am selben Tag wurde die bisher auf der Strecke verkehrende Regionalbahnlinie RB 78 durch die S-Bahn-Linie S 11 ersetzt, welche über Merseburg hinaus bis Halle (Saale) verlängert wurde und im Stundentakt verkehrt. Lediglich am Sonntagvormittag besteht zwischen Müchelen und Querfurt weiterhin nur ein Zweistundentakt.[26] FahrzeugeinsatzVor dem Ersten Weltkrieg wurden hauptsächlich preußische Dampflokomotiven der Baureihen T 3, T 12 und T 16 eingesetzt, ab den 1940er Jahren die Baureihe 52. Mit der Elektrifizierung der Strecke kamen Elektrolokomotiven der Baureihen 204, 211, 242 und 244 zum Einsatz. Ab Mitte der 1960er Jahre wurden zunehmend die verbliebenen Dampflokomotiven durch Diesellokomotiven der Baureihen 110 und 118 ersetzt. In den 1980er Jahren wurden insbesondere die Baureihen 242 und 131 sowie 250 eingesetzt, dennoch waren auch weiterhin Dampflokomotiven der Baureihe 52 im Einsatz. Vor Kohleganzzügen wurden teilweise betriebseigene Lokomotiven des BKK Geiseltal und der Leunawerke eingesetzt, was eine Besonderheit im Netz der Deutschen Reichsbahn darstellte. Dies waren zunächst Dampflokomotiven der Baureihen 52 und 65, später Diesellokomotiven der Baureihen 118 und 120. Bis 1973 waren zudem noch zwei 55er als Werkloks der Brikettfabrik Beuna in Betrieb. Die eingesetzten Wagen entsprachen jeweils dem Stand der jeweiligen Staatsbahn. Ab 1960 wurden auch Doppelstockeinheiten eingesetzt. Im Güterverkehr der 1980er Jahre kamen vor allem Selbstentladewagen der Gattung Fad sowie Kesselwagen zum Transport von Heizöl zum Einsatz.[11] Die Burgenlandbahn setzte Triebwagen des Typs DWA LVT/S ein. Seit Dezember 2019 verkehren Triebwagen der Baureihe 641 (Alstom Coradia A TER). WeblinksCommons: Merseburg–Querfurt railway line – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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