Share to: share facebook share twitter share wa share telegram print page

 

Ausrufung der Republik Deutschösterreich

12. November 1918;
Blick auf die Parlamentsrampe (Aufnahme von Richard Hauffe)
12. November 1918;
Blick auf den Franzensring
Briefmarke aus dem Jahr 1919 mit dem Wappen der Republik Deutschösterreich

Die Ausrufung der Republik Deutschösterreich erfolgte am 12. November 1918 durch zwei der drei Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung, Franz Dinghofer und Karl Seitz, vor dem Parlamentsgebäude in Wien.

Für diesen Tag, einen Dienstag, war in Österreich Arbeitsruhe angeordnet und die Bevölkerung war aufgerufen, an der Proklamation teilzunehmen. Trotz des nasskalten Wetters versammelten sich vor dem Parlament etwa 150.000 Menschen. Darunter befand sich auch eine Gruppe Floridsdorfer Arbeiter, die ein Transparent mit der Aufschrift „Hoch die Sozialistische Republik“ mit sich führten. Aus der Stiftskaserne rückten zwei Kompanien der Wiener „Roten Garden“ aus, an ihrer Spitze der frühere k.u.k. Oberleutnant und nunmehrige Journalist Egon Erwin Kisch und als Kommandant der zweiten Kompanie der Zugsführer Robert Lindner. Trotz ausdrücklichem Verbot trugen sie in den Manteltaschen Patronen mit sich. Ebenso marschierten eine Heimkehrerkompanie, das Deutschmeister-Volkswehrbataillon und eine Gruppe aus Ottakring an. Polizeikräfte waren nicht anwesend. Deren Aufgabe war an die von Julius Deutsch organisierte Volkswehr übergeben worden.

Nach der dritten Lesung und einstimmigen Annahme des „Gesetzes über die Staats- und Regierungsform von Deutschösterreich“ erschienen kurz vor 16 Uhr Parlamentspräsidenten, Regierungsmitglieder und Abgeordnete der Nationalversammlung in feierlichem Zug an der Balustrade vor der Säulenhalle des Parlaments. Präsident Dinghofer begann den Text der neuen Verfassung zu verlesen, wobei zwei Parlamentsdiener rechts und links langsam rot-weiß-rote Fahnen hochziehen wollten. Nun stürmten Rotgardisten aus der Gruppe Kisch vor, rissen aus den Fahnen den weißen Mittelteil heraus und zogen den roten Rest der Fahnen hoch. Danach sprachen noch Staatskanzler Karl Renner sowie Nationalversammlungspräsident Karl Seitz, um 16:30 Uhr nahmen die Abgeordneten wieder die Plätze im Parlament ein.[1][2]

Vor dem Parlament diskutierten noch einige Gruppen, wobei Karl Steinhardt, der Hintermann der Arbeiterräte von Wiener Neustadt und Mitgründer der österreichischen Kommunistischen Partei, Wortführer war. Er hatte ein Gegenmanifest in der Hand und rief zur Errichtung einer Räterepublik auf. Den Applaus der Umstehenden fasste er als Zustimmung auf und versuchte, an der Spitze eines Trupps Bewaffneter in das Parlament einzudringen, um dem Staatsrat die Forderung nach der sofortigen Begründung einer sozialistischen Republik zu überbringen. Dabei wurde er von Julius Deutsch und sozialdemokratischen Funktionären aufgehalten.

Als Nächstes stürmte eine Volkswehrgruppe unter Leitung eines Offiziers mit gezogenem Säbel und gefällten Bajonetten gegen die Roten Garden vor. Das Parlamentstor wurde geschlossen. Nun fiel ein Schuss und darauf feuerten die Roten Garden gegen das Parlament und die Säulen. Am Kopf verletzt wurde Ludwig Brügel, der Leiter des Pressebüros der Staatskanzlei und Schriftsteller.[3] Ein Mann und ein Kind wurden von der flüchtenden Menge zu Tode getrampelt, zudem gab es mehrere Schwer- und viele Leichtverletzte. Gegen 17:15 Uhr legte sich der Tumult.[4]

Kurz darauf besetzten 150 Rotgardisten unter Leitung von Egon Erwin Kisch die Redaktion der Wiener Tageszeitung Neue Freie Presse und erzwangen den Druck einer Sondernummer über die Ausrufung der sozialistischen Republik. Um 20 Uhr wurde noch ein zweites Flugblatt erzwungen, mit dem die Besetzung der Neuen Freien Presse gerechtfertigt werden sollte. Die Versuche, vor dem Parlament und medial die sozialistische Republik auszurufen, waren vergeblich. Sie wurden noch nicht einmal von den Sozialdemokraten unterstützt.

Der Tag der Ausrufung der Republik wurde 1919 zum Staatsfeiertag erklärt und blieb dies bis zu seiner Abschaffung im autoritären Ständestaat.

Die vom Palais Epstein aus fotografierte Aufnahme von Richard Hauffe, die die Menschenmenge vor dem Parlament zeigt, wurde zur bekanntesten Darstellung der Republiksausrufung.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Jacques Hannak: Karl Renner und seine Zeit. Versuch einer Biographie. Europa Verlag, Wien 1965, S. 354.
  2. Stenographisches Protokoll der 3. Sitzung der Provisorischen Nationalversammlung für Deutschösterreich, Seite 69
  3. Wiener Allgemeine Zeitung vom 12. November 1918, S. 3; Neue Freie Presse vom 13. November 1918, S. 3 f.
  4. Schüsse zur Geburt, in: Wilhelm J. Wagner: Der Große Bildatlas zur Geschichte Österreichs. Kremayr & Scheriau, Wien 1995, S. 194 f.
Kembali kehalaman sebelumnya


Index: pl ar de en es fr it arz nl ja pt ceb sv uk vi war zh ru af ast az bg zh-min-nan bn be ca cs cy da et el eo eu fa gl ko hi hr id he ka la lv lt hu mk ms min no nn ce uz kk ro simple sk sl sr sh fi ta tt th tg azb tr ur zh-yue hy my ace als am an hyw ban bjn map-bms ba be-tarask bcl bpy bar bs br cv nv eml hif fo fy ga gd gu hak ha hsb io ig ilo ia ie os is jv kn ht ku ckb ky mrj lb lij li lmo mai mg ml zh-classical mr xmf mzn cdo mn nap new ne frr oc mhr or as pa pnb ps pms nds crh qu sa sah sco sq scn si sd szl su sw tl shn te bug vec vo wa wuu yi yo diq bat-smg zu lad kbd ang smn ab roa-rup frp arc gn av ay bh bi bo bxr cbk-zam co za dag ary se pdc dv dsb myv ext fur gv gag inh ki glk gan guw xal haw rw kbp pam csb kw km kv koi kg gom ks gcr lo lbe ltg lez nia ln jbo lg mt mi tw mwl mdf mnw nqo fj nah na nds-nl nrm nov om pi pag pap pfl pcd krc kaa ksh rm rue sm sat sc trv stq nso sn cu so srn kab roa-tara tet tpi to chr tum tk tyv udm ug vep fiu-vro vls wo xh zea ty ak bm ch ny ee ff got iu ik kl mad cr pih ami pwn pnt dz rmy rn sg st tn ss ti din chy ts kcg ve 
Prefix: a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9