Share to: share facebook share twitter share wa share telegram print page

 

August von Knieriem

August von Knieriem während der Nürnberger Prozesse

August von Knieriem (* 11. Juni 1887 in Riga; † 17. Oktober 1978 in Heidelberg) war ein deutscher Jurist und Wirtschaftsführer.

Werdegang

Knieriem, Sohn eines Oberlandesgerichtsrates, besuchte in Hamburg und Lübeck die Schule. Anschließend studierte er Rechtswissenschaft an der Eberhard Karls Universität Tübingen und wurde 1905 Mitglied des Corps Suevia Tübingen.[1] Er promovierte 1908 zum Dr. iur. Er arbeitete danach als Assessor unter anderem bei der Londoner Lloyds und als Teilhaber in einer Anwaltskanzlei in Hamburg. Nachdem er ab 1914 als Soldat am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte, wechselte er 1915 aufgrund einer Verwundung als Referent in die Rohstoffabteilung des Kriegsministeriums. Nach Kriegsende war er ab 1919 bei der BASF im Stickstoffsyndikat tätig, wechselte von dort 1922 in die Rechtsabteilung, wurde 1923 stellvertretendes Vorstandsmitglied und leitete schließlich die Rechtsabteilung im Unternehmen.[2]

Als Spezialist für Kartellrecht war er an dem Zusammenschluss von Unternehmen zu den I.G. Farben beteiligt und wurde dort 1926 stellvertretendes und von 1932 bis 1945 ordentliches Vorstandsmitglied. Ab 1937 war Knieriem Vorsitzender des Rechtsausschusses und gehörte ein Jahr später dem Zentralausschuss des Vorstands an. Knieriem war als Verwaltungsjurist der Verhandlungspartner der I.G. Farben für die Wehrmacht zwecks Errichtung einer geheimen Chemiewaffenproduktion. Er war im Vorstand der Anorgana tätig, einer Tochtergesellschaft der I.G. Farben, die an der Herstellung von Giftgas arbeitete.[3] Mitte 1944 entwarf Knieriem angesichts der kommenden Niederlage des Deutschen Reiches Pläne zur Aufteilung der Unternehmensstruktur. Die Unternehmensleitung der I.G. Farben wollte so Planungen der Alliierten nach einem Sieg beeinflussen.[2]

Er beantragte am 13. Februar 1942 die Aufnahme in die NSDAP und wurde zum 1. April desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 9.218.476).[4][2] Er war Mitglied der Akademie für Deutsches Recht und Vorsitzender des Ausschusses für das Recht des geistigen Schaffens. Knieriem war verheiratet und Vater dreier Kinder.

Nach seiner Festnahme im August 1945 wurde Knieriem im I.G.-Farben-Prozess am 30. Juli 1948 in allen ihn betreffenden Anklagepunkten (Plünderung und Versklavung) aus Mangel an Beweisen freigesprochen.[3] Er war am Wiederaufbau der BASF beteiligt. Nach Angaben im Braunbuch der DDR war Knieriem später Vorsitzender des Aufsichtsrates der „I.G.-Farben-Industrie AG i. L.“ in Frankfurt am Main.[5]

Veröffentlichungen

  • August von Knieriem: Nürnberg. Rechtliche und menschliche Probleme. Vorwort von Eduard Wahl. Klett, Stuttgart 1953. (= August von Knierim: The Nuremberg Trials. Henry Regnery Company, Chicago 1959; besprochen in: Nicholas R. Doman, The Nuremberg Trials Revisited, American Bar Association Journal 47 (1961), 260–264)

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945 (= Fischer 16048). 2. Auflage. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Norbert Podewin (Hrsg.): Braunbuch. Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Berlin (West). Reprint der Ausgabe 1968 (3. Auflage). Edition Ost im Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2002, ISBN 3-360-01033-7.

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 129, 660
  2. a b c Wollheim Memorial – Biografie August von Knieriem.
  3. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2007, S. 319.
  4. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/21241213
  5. Nationalrat der Nationalen Front des Demokratischen Deutschland, Dokumentationszentrum der Staatlichen Archivverwaltung der DDR (Hrsg.): Braunbuch. Kriegs- und Naziverbrecher in der Bundesrepublik und in Westberlin. Staat, Wirtschaft, Verwaltung, Armee, Justiz, Wissenschaft. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Staatsverlag der DDR, Berlin 1968, [online (Memento vom 19. November 2010 im Internet Archive)].
Kembali kehalaman sebelumnya


Index: pl ar de en es fr it arz nl ja pt ceb sv uk vi war zh ru af ast az bg zh-min-nan bn be ca cs cy da et el eo eu fa gl ko hi hr id he ka la lv lt hu mk ms min no nn ce uz kk ro simple sk sl sr sh fi ta tt th tg azb tr ur zh-yue hy my ace als am an hyw ban bjn map-bms ba be-tarask bcl bpy bar bs br cv nv eml hif fo fy ga gd gu hak ha hsb io ig ilo ia ie os is jv kn ht ku ckb ky mrj lb lij li lmo mai mg ml zh-classical mr xmf mzn cdo mn nap new ne frr oc mhr or as pa pnb ps pms nds crh qu sa sah sco sq scn si sd szl su sw tl shn te bug vec vo wa wuu yi yo diq bat-smg zu lad kbd ang smn ab roa-rup frp arc gn av ay bh bi bo bxr cbk-zam co za dag ary se pdc dv dsb myv ext fur gv gag inh ki glk gan guw xal haw rw kbp pam csb kw km kv koi kg gom ks gcr lo lbe ltg lez nia ln jbo lg mt mi tw mwl mdf mnw nqo fj nah na nds-nl nrm nov om pi pag pap pfl pcd krc kaa ksh rm rue sm sat sc trv stq nso sn cu so srn kab roa-tara tet tpi to chr tum tk tyv udm ug vep fiu-vro vls wo xh zea ty ak bm ch ny ee ff got iu ik kl mad cr pih ami pwn pnt dz rmy rn sg st tn ss ti din chy ts kcg ve 
Prefix: a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9