Das 2. Hannoversche Infanterie-Regiment Nr. 77 (auch Heideregiment genannt) wurde nach dem Deutschen Krieg durch die Vermehrung der Bataillone als neues Regiment der Infanterie der Preußischen Armee gebildet.
1. April 1897 – das IV. Bataillon bildete im Verbund mit dem anderen IV. Brigade-Bataillon das I. Bataillon des neugegründeten Infanterie-Regiments Nr. 165 in Goslar
für sie wurde an der Ostseite des Exzerzierplatzes ein eigenes Kasernement mit Ställen und Wagenschuppen errichtet
die Wagen werden von je zwei warmblütigen Pferden gezogen und vom Bock aus gefahren
die Schützen marschierten
Uniform
1871
ein Helm mit größerem Vorder- und Hinterschirm wurde eingeführt
die Tuchhose wurde mit einer Knopfvorrichtung zur Erleichterung des Einsteckens in die Stiefel versehen
die Mäntel erhielten einen überfallenden Kragen mit roten Patten und Kapotten
1887
Helm
Schiene am Vorderschirm entfällt
Schuppenketten werden durch lederne Sturmriemen ersetzt
Schnürschuhe aus wasserdichtem Stoff mit Lederbesatz als zweite Fußbekleidung, traten an die Stelle des kurzschäftigen Stiefels
Die besten Schützenkompanien des Armee-Korps trugen ab 1895 Ärmelabzeichen.
Anlässlich des 100. Geburtstages von Kaiser Wilhelm I. verfügte Wilhelm II., dass das Heer zusätzlich zur Landeskokarde die Reichskokarde zu tragen habe. Die deutsche Kokarde wurde am Helm rechts, die Landeskorkarde links getragen.
Auf der Schirm-, Feld- und Dienstmütze die Landeskorkade auf dem Besatzstreifen und die Deutsche darüber auf der Mitte des Grundtuches.
sie erhielt die Nummer 13 auf den Schulterknöpfen des Waffenrockes
eine hellblaue Eichel mit weißem Kranz und Schieber an der Säbeltroddel der Gemeinen
Erster Weltkrieg
Ab 9. März 1916 trug der Regimentsangehörige Stahlhelm.
Offiziere
8. November 1883
Per A.K.O. wurde verfügt, dass von den vier Stabsoffizieren dem etatmäßigen Stabsoffizier, einem patentierten Oberstleutnant, hauptsächlich die Bekleidungswirtschaft des Regiments untersteht.
1888
Die Berittenen hatten beim Dienst zu Pferde hohe Stiefel zu tragen
Da Epauletten nur noch zu Gala-, Parade- und Gesellschaftszwecken getragen werden durften, wurden veränderte Achselstücke eingeführt.
Der bisherige weiße wurde durch einen schilffarbenen Helmüberzug ersetzt.
22. März 1889
Anstelle des Einsteckdegens mit Lederscheide trug Offiziere der Infanterie Offiziersdegen mit Stahlscheide und Lederkoppel mit Tressennbesatz und Kavallerie-Portepee.
1893
Der bisherige graue wurde durch einen schwarzen Paletot ersetzt.
Dem Chef der Kompanie mit dem besten Schießergebnis wurde eine Büste Seiner Majestät des Kaisers verliehen.
1894
Der Chef der besten Schützenkompanie wurde mit einer Fangschnur dekoriert.
1895
Für den „Kleinen Dienst“ wurde eine Litewka aus blauem Stoff eingeführt.
1896
Zum Dienstanzug wurde die Feldbinde vorgeschrieben.
Das Tragen einer Feldbinde zum Dienstanzug wurde vorgeschrieben
13. Februar 1913
per A.K.O. hatten die Sanitätsmannschaften die Uniform ihres Truppenteils und auf dessen rechten Oberarm einen Äskulapstab aus gelbem Stoff als Erkennungsmerkmal zu tragen
Mannschaften
12. März 1887 (Infanterie-Gepäck M. 87)
Tornister und Kochgeschirr wurden verkleinert
drei Patronentaschen (zu den zwei vorderen noch eine hintere)
Für herausragende Schießleistungen wurde der betreffende Soldat mit einer aus einer silbernen Tresse mit schwarzen Streifen versehenen Schützenschnur ausgezeichnet
1891
Für den „Kleinen Dienst“ wurde das Tragen einer Litewka aus blauem Stoff eingeführt
1893 Ab diesem Jahr (bis 1895) wurden Feldflaschen, Trinkbecher und Kochgeschirre aus Aluminium eingeführt. Des Weiteren wurde die Ausrüstung um eine tragbare Zeltausrüstung erweitert.
Die Schützenschnur bestand fortan aus einer geflochtenen, silbernen Schnur.
Die Kompanie mit den besten Schießergebnissen durfte fortan auf dem linken Ärmel ein besonderes Abzeichen tragen
Die Fahne des IV. Bataillons wurde am 16. Oktober 1894 in Berlin genagelt und dem Regiment anlässlich der Rekrutenvereidigung am 22. Oktober übergeben.
Vom 15. Juli 1895 bis 10. Mai 1896 wurden die Fahnen, die im Deutsch-Französischen Krieg durch den Kaiser Auszeichnungen verliehen bekamen, sobald sie entrollt wurden, mit Eichenlaub geschmückt. Mit der A.K.O. vom 18. August 1870 wurde den Fahnen und Standarten jenes Krieges das Band der zu diesem Krieg gestifteten Gedenkmünze verliehen. Deren Spangen trugen die Namen der Gefechte und Schlachten, an denen sie teilnahmen.
Zum Jahrhundertwechsel verlieh 1900 der Kaiser den Fahnen der 77er Ehrenzeichen. Es handelte sich um zwei Bronzespangen, die auf Bändern angebracht waren. Auf der einen Seite trugen sie das „W II“ mit der Krone, auf der anderen den Tag der Verleihung, 1. Januar 1900, und den Geburtstag des Regiments, 26. März 1813. An jenem Tage wurde das Vorgängerregiment, das einst in der Schlacht bei Waterloo kämpfende Hannoversche 5. Infanterie-Regiment, gegründet.
Am 18. August 1907 fand in Kassel in Gegenwart des Kaisers die Nagelung und Weihe von Fahnen der Regimenter des VII. und X. Armee-Korps statt, die noch keine neuen Fahnen erhalten hatten. An dieser Zeremonie nahm neben dem Kommandeur von jedem Bataillon ein Oberleutnant sowie die betreffenden Fahnenunteroffiziere teil.
das Regiment festgesetzt. Es wurde am 5. November 1866 in Dresden gebildet und erhielt durch Allerhöchste Kabinetts-Ordre (A.K.O.) den 27. September 1866 als Stiftungstag. Als Garnisonsort des neuen Regiments wurde Wesel bestimmt.
Um die Jahrhundertwende wurde sein Stiftungstag, unter Bezugnahme auf den Stiftungstag des einstigen nun als Vorgängerregiment geltende Hannoversche 5. Infanterie-Regiments, auf den 26. März 1813 festgelegt.
Karl von Rettberg – am 14. April 1883 wurde vom Kadettenkorps der chargierte Portepeefähnrich (Avantageur) an das Regiment überwiesen, wo er am 13. November zum Portepeefähnrich ernannt wurde. 1889 nahm der Leutnant an einem Reitkursus in der Nachbargarnison Lüneburg teil.
Hans Schimmelfeng – per A. K. O. vom 18. Oktober 1891 wird der Unteroffizier zum Fähnrich und am ein Jahr später zum Leutnant der 77er befördert. Zu Beginn des April 1899 wird er als Erzieher zum Kadettenhaus nach Bensberg abkommandiert. Im Februar 1900 tritt er in gleicher Eigenschaft zum Kadettenhaus in Naumburg a. S. über und wird bereits am 18. November in das Wahlstätter versetzt. Dort wird er am 18. April 1901 zum Oberleutnant befördert. Am 10. März 1904 kehrt er zurück ins Regiment. Zum überzähligen Hauptmann wird Schimmelfeng am 27. Januar 1909 befördert und am 17. Mai 1910 zum Kompaniechef im Regiment ernannt. Als solcher verfasst er die Geschichte des 2. Hannoverschen Infanterie-Regts. Nr. 77.
Heinrich von Vietinghoff – Hauptmann während des Deutsch-Französischen Krieges und erhielt am 11. März 1871 das Eiserne Kreuz I. Klasse. Per A.K.O. vom 13. März 1873 wurde der Baron ins Regiment 76 versetzt
Die Friedenszeit des Regiments
Der im Jahre 1869 ins Regiment versetzte Hauptmann Kasch dichtete im gleichen Jahr das Regimentslied der 77er.
Nachdem das Regiment durch die Pfalz Richtung Norden zog, kam es in Hannover an. Am 30. Juni 1871 wurden die Offiziere des Regiments im Berliner Stadtschloss vom Kronprinzen empfangen.
Über die Schwedenbrücke zogen die 77er am 3. Juli in ihre neue Garnisonsstadt. Der Regimentskommandeur bezog vorerst die alte Kommandantur.
Nach dreijähriger Bauzeit wurde das Regimentshauses (Kasino) eingeweiht. Hierzu erschienen am 25. Mai 1876 der Regimentschef Georg von Kamelke, am 27. Prinz Albrecht von Preußen (X. Armee-Korps), General William von Voigts-Rhetz (20. Division) sowie GeneralmajorBarnim von Zeuner (40. Infanterie-Brigade). Nachdem am Vorabend der Zapfenstreich stattfand, führte der Regimentschef sein Regiment bei der Parade auf dem Exzerzierplatz bei Sr. kgl. Hoheit vorbei. Ein gemeinsames Essen im neuen Regimentshause beendete die Feierlichkeiten.
Ende Juli 1886 zogen die 77er zum Prüfungsschießen nach Arloh. Hier traf am 12. August deren Brigadeschwesterregiment Nr. 67 ein. Es sollte ein letztes Mal zusammen Brigade-Exzerziert werden. Durch den Eintritt des braunschweigischen Kontingents in die Preußische Armee sollte das in Metz stehende Braunschweigische Infanterie-Regiment Nr. 92 im nächsten Jahr seinen Standort mit dem 67ten tauschen.
In Celle trat am 18. Oktober d. J. die Garnisonsdienst-Vorschrift in Kraft.
Am 27. September 1891 wurde das 25. Stiftungsfest des Regiments gefeiert. Der Tag begann mit einem Festgottesdienst im Wildgarten. An ihm nahmen neben dem Regiment zahlreiche auswärtige Gäste, Kriegervereine und Spitzen der Behörden teil. Danach fand ein Festmahl im Kasino statt. Die Stadt schenke dem Regiment einen Pokal, die 92er einen silbernen Humpen und die Reservisten zwei silberne Armleuchter. Von seinem Chef erhielt das Regiment eine Ehrengabe von 3.000 ℳ mit der Bestimmung, dass dessen Zinsen alljährlich am 6. August an den Offizier ausgezahlt werden sollten, der am längsten im Regiment sei. Durch die A.K.O. vom 5. November 1891 wurde das Regiment zur Annahme des Geschenkes behilfs Gründung einer Kameke-Spicheren-Stiftung ermächtigt. Der Abend schloss mit dem Liede der doppelten Sieben, welches einst vom Einjährig-FreiwilligenC. C. v. Bloedau[10] erdichtet worden war.
Am 2. Oktober 1893 erhielten auch die 77er ihr IV. Bataillon. Dies machte den Bau einer weiteren Unterkunft, der Burgkaserne, erforderlich. Sie wurde Dezember bezogen. Dem Bataillon wurde u. a. die Landwehr sowie die restliche Reserve unterstellt.
Der Chef des Regiments verstarb am 13. Oktober 1893. Auf seinen Wunsch hin, wurde dem Regiment der Säbel übergeben, den er einst bei Spicheren getragen hatte.
Der Bürgermeister von Celle, Wilhelm Denicke, übergab an der Spitze einer Abordnung der Stadtverwaltung dem Regiment zum Andenken an dessen 25-jährige Anwesenheit in der Stadt eine Bronzen Büste des Kaisers. Diese wurde im Regimentshaus aufgestellt. Ebenfalls erhielt das Regiment eine miniaturisierte Nachbildung ihres Denkmals am Stieringer Wald bei Spichern.
Am 9. Juni 1901 fand die Grundsteinlegung der neuen evangelischen Garnison-Kirche unweit des Regimentshauses statt. Hierzu waren Kompanien der 77er und der Feld-Artillerie-Abteilung um den mit Laubgewinden und Fahnenschmuck verzierten Unterbau teilgenommen. Der Kommandierende General, Karl von Stünzner, schlug hierbei die ersten Schläge und übergab am 5. November 1902 den Schlüssel zum Öffnen des Portal.[11]
Anfang Februar 1905 wurde dem Regiment der argentinische Oberleutnant Kinkelin für 18 Monate zugewiesen.
Am 16. Juni 1906 besuchte der Kaiser Celle. Die Truppenteile bildeten Spalier vom Museum zur Westcellertorstraße in die Hannoversche Straße. Mittags nahm er die Parade im Hof des Schlosses ab. Am 17. Juni 1911 sollte sich das wiederholen.
Von April bis Oktober 1911 diente der chinesische Leutnant Tsing im Regiment.
Anfang Januar 1913 legte das Regiment zum Tode des GeneralfeldmarschallsAlfred von Schlieffen dreitägig Trauer an. Die Kaiser-Geburtstagsfeier stand im Zeichen von dessen bevorstehenden 25-jährigen Regierungsjubiläum. Am 11. Februar wurde bekanntgegeben:
„Am großherzoglich badischen Hofe in Karlsruhe hat am heutigen Tage die Verlobung der einzigen Tochter Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Majestäten, der Prinzessin Victoria Luise Adelheid Charlotte Mathilde von Preußen, königlichen Hoheit, mit Seiner königlichen Hoheit Prinz Ernst August, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, mit Genehmigung Seiner Majestät des Kaisers und Königs und Seiner Königlichen Hoheit des Herzogs von Cumberland stattgefunden“
Am 25. März 1913 begannen die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum des Regiments. Nach einem Festspiel der Städtischen Union fand ein Fackelzug des Regiments samt Festteilnehmer vom Wildgarten vor der großen Kaserne durch die Stadt zum Schloss statt. Mit einem Zapfenstreich vor dem Schloss auf der Stechbahn endete der Tag.
Der 26. März, der Hauptfeiertag, begann um 6.30 Uhr mit dem Großen Wecken und erhielt seine Weihe mit dem Festgottesdienst um neun Uhr. Hiernach wurden Kränze am Kriegerdenkmal niedergelegt. Mittags fand im Wildgarten eine Parade statt. Nach einer Speisung aktiver und ehemaliger 77er in den Kasernen sowie der früheren und aktiven Unteroffiziere (Kapitulanten) mit den Kriegsveteranen und alten Fünfern in den Räumen der Union wurde das Schloss besichtigt und danach im Offizier-Kasino ein Festmahl abgehalten.
Am 27. wurde morgens das Museum besucht und die noch anwesenden Gäste mittags vor der Kaserne nach einem letzten Frühstück im Regimentshaus verabschiedet.
Kaisermanöver
1881 nahmen die 77er an ihrem ersten Kaisermanöver teil. Am 2. September fand die Kaiserparade am Kronsberge, das anschließende Manöver wurde im Raum zwischen Hannover und Elze ausgeführt.
1889 nahmen die 77er an der Kaiserparade am Kronsberg teil. Das Kaisermanöver fand in der Nähe Coppenbrügges statt. Der Kaiser führte das Korps am 22. September an. Der markierte Gegner, das westfälische VII. Armee-Korps, wurde hinter Elze „zurückgeworfen“.
1898 nahmen die 77er an der Kaiserparade bei Hannover teil. Während des Manövers wurden die 77er der neu gegründeten 38. Infanterie-Division zugeteilt. Es fand zwischen Minden und Bad Oeynhausen statt.
1907 nahmen die 77er an der Kaiserparade am Kronsberg teil. Auf dem Paradefeld übergab der Kaiser nun die in Cassel geweihten Fahnen an die Regimentskommandeure. Das Kaisermanöver fand zwischen Weser, Pyrmont und Warburg statt.
Preisschießen
Um die Qualität des Schießens zu steigern, wurde ein jährliches Preisschießen für Offiziere und Unteroffiziere des Korps festgelegt. Am 4. August 1888 wurde erstmals um
einen mit dem Namenszug Se. Majestät versehenen Säbel (Offizier)
eine goldene Uhr (Unteroffizier)
geschossen.
August 1892 – auf einer Distanz von 150 m erschoss sich mit sieben Schüssen und einer Anzahl von 148 Ringen der Hauptmann Graf von Oeynhausen als bester Schütze des X. Armee-Korps den Kaiserdegen
1897
war der Hauptmann Brenda als Kompaniechef der bestschießensten Kompanie des Korps ein silbernes Schild
das erhielt das Kaiserabzeichen
das Offizierkasino des Regiments bewahrte die Kaiserbüste als bleibendes Erinnerungszeichen.
Dennoch ließ die Begeisterung nach und so fiel das Einzelprüfungsschießen 1898 aus. Per A.K.O. wurde es, als nicht mehr zeitgemäß, ganz abgeschafft und durch das Vergleichsschießen ersetzt. Zudem wurde das Gefechtsschießen des Regiments erstmals in der Gruppe abgehalten.
20. September 1898
war der Hauptmann Wachtholz mit der Verleihung des Kaiserdegens ausgezeichnet
die 9./77 erhielt den Kaiser-Preis in Form einer Bronzebüste Friedrich III.[12]
auch diese fand im Offizierkasino Aufstellung
1899
zum dritten Male in Folge gewann die 9. Kompanie das Preisschießen
darüber hinaus gewann deren Vizefeldwebel Griffenhagen den 1. sowie der Unteroffizier Busche der 3. Kompanie den 2. Preis des Unteroffiziersschießens
1897 hatte Deutschland durch pachtweisen Erwerb Kiautschous in China Fuß gefasst. Der Boxeraufstand bedrohte ab 1900 deutsche Interessen. Durch die Ermordung des deutschen Gesandten zu Peking, Clemens von Ketteler, wurde am 9. Juli durch A.K.O. die Bildung eines Expeditionskorps befohlen. Dies waren zunächst die beiden Seebataillone, wovon das II. Bataillon am 27. Juni sechs freiwillige 77er erhielt. Zum 2. und 3. Ostasiatischen Infanterie-Regiment traten am 14. Juli 33 weitere 77er, zum Sanitätsdienst fünf, zum 5. Ostasiatischen Infanterie-Regiment elf weitere Regimentsmitglieder.
Dekoriert mit der China-Denkmünze kehrten fast alle im Herbst 1901 zum Regiment zurück.
Mitte Januar 1904 drangen die ersten Nachrichten vom Aufstand der Herero und Nama nach Deutschland. Bereits am 17. Januar erging der Befehl zur Mobilmachung eines Marine-Expeditionskorps, das am 21. seine Fahrt nach Swakopmund antrat.
Die Lage verlangte eine deutliche Verstärkung der Schutztruppen aus den Reihen der Armee. Wie einst beim Boxeraufstand, gab es auch diesmal eine Vielzahl von Freiwilligen, zu denen auch die des Regiments zählten.
Aus dem IR 77 kamen von den Freiwilligen fünf Offiziere sowie 42 Mannschaften zum Einsatz.
Am 15. Juli erreichte die Festung Wesel der Armierungsbefehl, am folgenden Morgen der zur Mobilmachung. Am 21. verstärkte westfälischer Ersatz aus Bochum, am 22. aus Lüneburg und Celle das Regiment, das am 26. abmarschierte.
In der Schlacht bei Spichern, in der Nähe Saarbrückens, eroberte das Regiment den westlichen Spicherer Wald und behauptete ihn gegen die französische Division Bergé. Gegen Abend wurde es durch Teile des III. Armee-Korps abgelöst.
Auf dem Weg nach Gravelotte kam es am 17. im Wald zu Gefechten. Am Abend erhielt das Regiment den Divisionsbefehl von Wrangel. Dieser bestimmte die 77er für die Schlacht bei Gravelotte zur Korps-Reserve. Nach Beendigung der Schlacht wurde die sich nach Metz zurückziehende französische Armee verfolgt. Bei der Belagerung von Metz wurde dem Regiment zuerst Ancy an der Mosel dann Pouilly zugewiesen.
Nachdem die französische Rheinarmee in Metz kapituliert hatte, passierte der Strom von Gefangenen, die nun aus der Stadt nach Deutschland zogen, an dem Regiment vorbei.
Als dieser endete, wurden die 77er nach Thionville gesandt. Die Brigade belagerte das spätere Diedenhofen rechts der Mosel. Diese kapitulierte zu den gleichen Konditionen wie zuvor Sedan. Nun zog die Division nach Montmédy. Montmedy war im Gegensatz zu Thionville einer Belagerung besser gewachsen. Das Problem bestand u. a. darin, dass die Festung oberhalb eines Eisenbahntunnels stand, den es auf jeden Fall vor Schäden zu bewahren galt.
Nach Fall der Festung Mézières war die Bahn nach Rheims freigelegt. Auf dem Wege dorthin passierte die 77er das Schloss Bellevue bei Sedan. Hier traf kurz zuvor Napoleon III. auf Wilhelm I. zusammen.
Um Mézières bestand eine hohe Franktireurdichte. Auf einen Hinweis hin, rückte das Regiment nach Rimogne und Tremblois aus. Nach einem Gefecht kehrten sie zurück.
Nach einem Gefecht bei Bel Air, einem Teile der Commune Thionville, wurde das Regiment in die Bahn verladen. Diese brachte es nach Mitry von wo aus es an der Einschließung und Belagerung von Paris mitwirken sollte.
Am 14. Januar eroberten die 77er Marac.[13] Nach Gefechten bei Sombacour und Chaffois begann der Waffenstillstand.
Auf dem Stanislausplatz in Nancy paradierte das inzwischen zum X. Armee-Korps gehörige Regiment am 21. Juni 1871 an dessen Oberbefehlshaber, General von Manteuffel, vorbei.
Erster Weltkrieg
In diesem Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen:
Leider fehlt die Zeit des Ersten Weltkriegs --1970gemini 07:23, 7. Jan. 2012 (CET)
Das Regiment machte am 2. August 1914 mobil. Am 28. März 1915 wurden die 13. bis 15. Kompanie aufgestellt. Im Juli 1915 wurde es an der Seite des 1. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 74 im Rahmen der Bug-Offensive bei Krasnystaw eingesetzt.[14] Ende 1916 gab man den Stab des III. Bataillons und die 3. Kompanie ab. Diese bildeten in der Folgezeit Teil des II. Bataillons des neu aufzustellenden Infanterie-Regiments Nr. 419. Mitte August 1918 erfolgte die Eingliederung des I. Bataillons des aufgelösten Reserve-Infanterie-Regiments Nr. 260. Nach schweren Verlusten in der Schlacht von Havrincourt, in der das Regiment fast vollständig ausgelöscht wurde, bildete man aus den Resten ein Kampfbataillon mit drei Kompanien. Ab 19. Oktober 1918 bestand das Regiment wieder aus drei Bataillonen, wobei man die 3., 8. und 9. Kompanie auflöste.
Ende des Regiments
Nach Kriegsende marschierten die Reste des Regiments in die Garnison nach Celle zurück, wo ab 2. Dezember 1918 die Demobilisierung erfolgte. Aus Teilen des Regiments wurde dann im Januar 1919 mit der Aufstellung einer Sicherheits- und MG-Sicherheits-Kompanie als Freiwilligen-Formation begonnen. Diese wurden im Juni 1919 bei der Bildung der Vorläufigen Reichswehr zum II., später IV. Bataillon des Reichswehr-Infanterie-Regiments 20.[15]
In Hamburg, Harburg und Winsen bildeten sich Ehemaligenvereine. Diese Vereine hielten am 2. Juni 1907 in Celle einen Appell ehemaliger 77er ab. Bereits am 10. Dezember 1906 baten sie den Regimentskommandeur, von Kalckstein, um sein Einverständnis sowie die Übernahme der Protection. In den folgenden Jahren kamen Vereine in Celle, Uelzen, Lüneburg und Hannover hinzu.
Denkmale
6. August 1872 – Einweihung des am Südwestrand des Stiringer Waldes, unweit der Stelle, an der die 77er zwei Jahre zuvor ihre Kameraden begruben, befindlichen Denkmals. Es ist ein von efeuumsponnenen Felsstücken bestandener Hügel auf dem ein vierseitiges Postament eine Säule mit Kapitell, auf welchem ein Würfel ruht, von dem sich ein gekrönter fliegender Adler mit dem Blick nach Forbach erhebt, trägt. Drei Seiten des Postaments tragen bataillonsweise die eingemeißelten Namen der Gefallenen, die vierte Seite führt die von einem Lorbeerkranz umschlungene Inschrift:
Den im Feldzug 1870/71 gefallenen Kameraden gewidmet in treuer Erinnerung vom 2. hannoverschen Infanterie-Regiment Nr. 77
Zur 40sten Wiederkehr des Tages begaben sich zwei Offiziere des Regiments zu dem Denkmal nach Spicheren. Dort legten sie, um die dort Gefallenen sowie die noch lebenden Veteranen jener Schlacht zu ehren, einen Kranz nieder.
5. August 1908 – Enthüllung des Gedenksteins gegenüber der Garnisonkirche. Die von Heidefindlingen umrahmte Erinnerungstafel wurde dem in Südwestafrika gefallenen Reiter Reinecke, ehemaligen Musketier der 8. Kompanie der 77er, gewidmet.
1923 – Von den 77ern gestiftetes Ehrenmal zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs der 77er. Es wurde in den Jahren 1922–23 von Hans Dammann geschaffen und vor dem Schloss Celle aufgestellt. Nach Beschädigungen und Restaurierung wurde es 1988 in den Stadtgarten vor dem Neuen Rathaus (= ehemalige Heidekaserne) versetzt.
Denkmäler des 77. Infanterie-Regiments
Denkmal am Stiringer Walde (heute: Saarbrücker Waldfriedhof)
Gedenkstein eines gefallenen Südwestafrikaners (früher 77er)
Denkmal in Celle Erster Weltkrieg
Literatur
Claus von Bredow, Ernst v. Wedel: Historische Rang- und Stammliste des Deutschen Heeres. Band1,2. Biblio, Osnabrück 1972, ISBN 3-7648-0719-9.
Helmut Viereck: Königlich Preußisches 2. Hannoversches Infanterie-Regiment Nr. 77 im Weltkriege 1914–1918. Das Heideregiment. August Pohl, Celle 1934, mit einer Ehrentafel der Gefallenen nebst Kartenbeilage auf Grund von amtlichen und privaten Quellen, hrsg. im Auftrag des Vereins der Offiziere und Beamten des Infanterie-Regiments Nr. 77 und des Vereins des Kameradschaftsbundes ehemaliger 77er, DNB576795321
Georg Schwencke: Offizier-Stammliste des 2. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 77. Stalling, Oldenburg 1913, DNB361562373
Günther Voigt: Die Infanterie-, Füsilier- bzw. Grenadier-Regimenter 61–99 der preussischen Armee. In: Dermot Bradley, Hans Bleckwenn (Hrsg.): Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band3. Biblio-Verlag, Osnabrück 1982, ISBN 3-7648-1199-4.
↑Unter dem 4. Januar 1889 erging eine Allerhöchste Bestimmung, laut welcher die Bezeichnung Füsilier-Bataillon in III. Bataillon umgeändert wurde. Die Mannschaften erhielten die Benennung Musketiere.
↑per Gesetz wurde am 2. Oktober 1893 verfügt, dass die 133 Infanterie-Regimenter eine 13. und 14. Kompanie, ein IV. (Halb)Bataillon aufzustellen hätte
↑neben den neuen Regimentern Nr. 135–138 wurden die Regimenter an der Ost- und Westgrenze um 15. Bataillone verstärkt
↑die Füsilier-Bataillone entfielen somit und wurden fortan als III. Bataillon bezeichnet
↑Ausnahme: Garde- und Grenadier-Regimenter behielten ihr weißes Lederzeug
↑Martin Lezius: Fahnen und Standarten der alten preußischen Armee. Franckh'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1935.
↑Günter Wegmann (Hrsg.), Günter Wegner: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Teil 1: Stellenbesetzung der deutschen Heere 1815–1939. Band 2: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. Biblio Verlag, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8, S. 203–204.
↑Regimentsmerkmale: weiße Schulterklappen mit roter Regimentsnummer „77“, rote Ärmelpatten mit hellblauer Paspelierung.
↑Mit dem Öffnen des Portals vollzog sich die Einweihung der Kirche.
↑Inschrift: Wilhelm II., deutscher Kaiser, König von Preußen, der 9. Kompanie 2. hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 77 zur Erinnerung an die im Jahre 1898 innerhalbder Infanterie des X. Armee-Korps erzielten besten Schießleistungen
↑Die Regimentsgeschichte vermeldet hierzu, dass es ihnen dabei gelang, die Fahne eines französischen Bataillons in ihren Besitz zu bringen.
↑Kurt Gabriel (Hrsg.): Das 1. Hannoversche Infanterie-Regiment Nr. 74 im Weltkriege. Selbstverlag der kameradschaftlichen Vereinigungen des ehemaligen 1. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 74, Druckerei Willy Hahn Hannover 1931, S. 190/191.
↑Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 139–140.
Infanterieregimenter des Heeres im Deutschen Kaiserreich