Das 1000-km-Rennen von Caracas 1957, auch Venezuelan Grand Prix, 1000 km Caracas, fand am 3. November statt und war der siebte und letzte Wertungslauf der Sportwagen-Weltmeisterschaft dieses Jahres.
Das 1000-km-Rennen von Caracas kam erst im Spätsommer 1957 in den Rennkalender der Sportwagen-Weltmeisterschaft. Nachdem die RAC Tourist Trophy abgesagt wurde, entschlossen sich die Verantwortlichen der Fédération Internationale de l’Automobile, das Langstreckenrennen in der venezolanischen Hauptstadt Caracas als Weltmeisterschaftslauf zu werten. Die Saison war geprägt vom Zweikampf der Werksmannschaften von Ferrari und Maserati, sowie der Privatteams, die Fahrzeuge der beiden Marken einsetzten, da es in der Weltmeisterschaft der Marken unerheblich war, von welchen Team die Wagen der jeweiligen Hersteller gemeldet wurden.
Nach dem zweiten Saisonsieg von Maserati beim 1000-km-Rennen von Kristianstad[5] musste die Entscheidung in der Weltmeisterschaft beim letzten Rennen in Caracas fallen, wohin Ferrari (28 Punkte) mit einem Vorsprung von drei Punkten auf Maserati (25 Punkte) kam.
Das Rennen
Das 1000-km-Rennen von Caracas wurde zum dritten Mal ausgetragen und führte über knapp neun Kilometer öffentliche Straßen; darunter Teile der Stadtautobahn, eine Unterführung und Schikanen auf den langen Geraden, um die hohen Geschwindigkeiten der Sportwagen minimieren zu können. Der Kurs entsprach nicht annähernd dem an sich schon mangelhaftem Sicherheitskonzepten der 1950er-Jahre. Dazu der US-amerikanische Ferrari-Werkspilot Phil Hill: „Der ganze Kurs war eine Lachnummer; wie ein surrealistischer Alptraum. Er hatte keinerlei Markierungen, abgesehen davon, dass die Leute am Straßenrand standen und in viele Richtungen zeigten.“[6].
Vor dem Rennen verblüffte Maserati-Rennleiter Nello Ugolini seine Fahrer mit einer eigentümlichen Botschaft. Der Werksleitung in Modena habe die Werkswagen bereits verkauft, und die Rennwagen durften in keiner Weise beschädigt werden. Prompt wurden alle Maserati, die im Training deutlich schneller waren als die Ferrari, durch Unfälle teilweise komplett zerstört. Stirling Moss im 450S prallte beim Versuch, einem langsamen Fahrzeug ausweichen, in eine Mauer und beschädigte den Rennwagen erheblich. Beim zweiten 450S, der von Harry Schell gefahren wurde, platzte ausgerechnet beim Überholen des Teamkollegen Joakim Bonnier, der einen 300S pilotierte, ein Reifen; die Wagen kollidierten, wobei der Schell-Wagen Feuer fing und vollständig ausbrannte.
Nachdem Masten Gregory im privat gemeldeten 450S schon in der ersten Runde nach einem Unfall in der Unterführung ausgefallen war, hatte Maserati keine Chance mehr auf den Weltmeistertitel. Ferrari feierte einen ungefährdeten Vierfachsieg und gewann den Titel.
Für Maserati war der Einsatz in Caracas einer der letzten Einsätze als Werksteam bei einer internationalen Motorsportveranstaltung. Der Verlust der drei Werkswagen, die trotz bestehender Verträge nachvollziehbar nicht mehr verkauft werden konnten, erhöhte den Jahresverlust auf 455 Millionen Lire und stürzte die italienische Marke in eine große Krise[7].
Vereinigte Staaten 48Masten Gregory Vereinigte Staaten 48 Dale Duncan
Maserati 450S
1
Nicht gestartet
33
S + 2.0
8
Italien Equipo Maserati
Venezuela 1954 Augusto Gutierrez Spanien 1945Paco Godia Italien Giorgio Scarlatti Vereinigtes Konigreich Tony Brooks
Maserati 350S
1
34
S + 2.0
28
Venezuela 1954 Escuderia Madunina Venezuela
Italien Guido Lollobrigita Venezuela 1954 E. Soriani
Ferrari
2
35
S 2.0
34
Venezuela 1954 Escuderia Madunina Venezuela
Italien Azzurro Manzini
Maserati A6G
3
Nicht qualifiziert
36
S 2.0
44
Venezuela 1954 Escuderia Madunina Venezuela
Venezuela 1954 R. J. Dominguez Venezuela 1954 C. Martinez
Ferrari
4
37
S 2.0
48
Venezuela 1954 Equipo C.A.D.V.
Venezuela 1954 Oscar Oropeza Venezuela 1954 Marcelo Hernandez
AC Ace
5
1 Getriebeschaden im Training
2 nicht gestartet
3 nicht gestartet
4 nicht qualifiziert
5 nicht qualifiziert
Nur in der Meldeliste
Hier finden sich Teams, Fahrer und Fahrzeuge, die ursprünglich für das Rennen gemeldet waren, aber aus den unterschiedlichsten Gründen daran nicht teilnahmen.
Peter Higham: The Guinness Guide to international Motor Racing. A Complete Reference from Formula One to Touring Cars. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.