Der Weltcupauftakt der Biathlon-Saison 2022/23 fand im finnischenKontiolahti statt. Die Wettkämpfe im gleichnamigen Stadion wurden vom 27. November bis zum 4. Dezember 2022 ausgetragen. Es war das vierte Mal, dass die Saisoneröffnung in Kontiolahti stattfand.
Der Weltcup von Kontiolahti begann einen Winter, in dem Biathlon-Weltmeisterschaften erstmals seit 1993 nicht Teil des Weltcups sind.
Die Vorjahresgesamtsieger des IBU-Cups erhalten ein persönliches Startrecht für den ersten Weltcup der Saison. Frankreich konnte deshalb mit Lou Jeanmonnot und Norwegen mit Erlend Bjøntegaard für den Weltcup in Kontiolahti insgesamt sieben Athleten melden.
Ausgangslage
Als Weltcupgesamtsieger der vergangenen Saison gingen Quentin Fillon Maillet und Marte Olsbu Røiseland an den Start. Letztere entschied sich eine Woche vor Rennbeginn dazu, die Saisoneröffnung auszulassen und „ihrem Körper Zeit zu geben, sich zu erholen“, nachdem sie schon im Herbst diverse Trainingscamps und Testwettkämpfe ausgelassen hatte.[1] Auch Tiril Eckhoff und Sivert Guttorm Bakken kämpfen mit Langzeitfolgen von Erkrankungen. Während Eckhoff sich dazu entschied, „die ersten Wettkämpfe auszulassen“ und möglicherweise in der fortgeschrittenen Saison in das Geschehen einsteigt, sagte Bakken aus, dass er durch eine Herzmuskelentzündung „vor Weihnachten nicht mehr auf Skiern stehen wird“ und mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Großteil des Winters verpassen wird.[2][3] Ebenfalls die Saison nicht bestreiten wird aufgrund ihrer Schwangerschaft Justine Braisaz-Bouchet, Monika Hojnisz-Staręga begibt sich aus persönlichen Gründen in eine Wettkampfpause.[4] Wenige Tage vor Rennbeginn musste auch Lukas Hofer aufgrund einer Verletzung seine Teilnahme in Kontiolahti absagen.
Am 16. September 2022 entschied die IBU, dass weiterhin alle russischen und weißrussischen Athleten aufgrund des Krieges in der Ukraine auf unbestimmte Zeit von internationalen Wettbewerben der IBU ausgeschlossen sind. Somit dürfen unter anderen die Weltklasseathleten Alexander Loginow, Dsinara Alimbekawa, Hanna Sola und Anton Smolski an keinem Rennen der Saison teilnehmen.
Wie in jedem Jahr fanden auch 2022 sogenannte season openings in Idre und Sjusjøen statt. Während bei den jeweils zwei abgehaltenen Sprintrennen in Norwegen die favorisierten Johannes und Tarjei Bø sowie Karoline Knotten erfolgreich waren, gab es in Schweden eine kleine Überraschung. So konnte Tilda Johansson bei den Frauen das Kurzeinzel für sich entscheiden, während im international besetzten Feld Fabien Claude bei den Männern erfolgreich war. Den schwedischen Meistertitel gewann der überraschend Zweitplatzierte Henning Sjökvist. Zudem wurde jeweils ein Sprintrennen ausgetragen, bei denen es mit Émilien Jacquelin und Anaïs Chevalier-Bouchet ebenfalls französische Sieger gab; Zweite und damit beste Schweden wurden Martin Ponsiluoma und Elvira Öberg.[5][6]
Ergebnisse
1. Weltcup in FinnlandKontiolahti, 27. November bis 4. Dezember 2022
Der Sprintweltmeister Martin Ponsiluoma konnte sein erstes reguläres Weltcuprennen gewinnen, gefolgt von zwei großen Überraschungen. David Zobel feierte sein erstes Podest, während Niklas Hartweg überhaupt zum ersten Mal unter die besten Zehn eines Weltcuprennens kam und sofort Zweiter wurde. Bei recht guten Bedingungen gab es einige Karrierebestleistungen, zu denen Olli Hiidensalo (Rang 11), Patrick Braunhofer (Rang 24) und Emil Nykvist (Rang 38) zählten. Die mit Abstand schnellste Laufzeit lieferte erwartungsgemäß Johannes Thingnes Bø, mit vier Schießfehlern reichte es für ihn aber nur für Position 12.
Hanna Öberg gewann dank der zweitbesten Laufzeit (hinter ihrer Schwester Elvira) und 19 Treffern das Einzel, gefolgt von Tandrevold und Vittozzi, die jeweils seit gut eineinhalb Jahren wieder auf ein Weltcuppodest liefen. Erwähnenswert ist auch der starke vierte Rang von Vanessa Voigt. Anders als im Herrenrennen gab es hier reihenweise persönliche Bestergebnisse, darunter Lotte Lie (10.), Sophia Schneider (11. mit der achtbesten Laufzeit), Lou Jeanmonnot (12.), Polona Klemenčič (19.), Tereza Voborníková (22.), Juliane Frühwirt (23.), Joanna Jakieła (28.) und Sophie Chauveau (37.).
Gemeldet und am Start: 20 Staffeln Überrundet: Moldau RepublikMoldau
Einen Favoritensieg gab es durch Norwegen, die die erste Staffel der Saison souverän für sich entscheiden konnten. Deutschland konnte bis zum Wechsel auf Johannes Thingnes Bø mitgehen, war danach aber chancenlos. Viele Überraschungen gab es in den weiteren Top-10, für Österreich, Tschechien, Finnland, Slowenien gab es ausgezeichnete Ergebnisse, für Litauen war es das beste Staffelergebnis der Geschichte.
Für Italien und die Schweiz gab es hingegen schlechte Ergebnisse; während es bei den Italienern mannschaftlich fehlte (Hofer und Bionaz), war es bei den Schweizern der sichtlich geschwächte Joscha Burkhalter, der die Staffel sofort ins Hintertreffen brachte.
Gemeldet und am Start: 17 Nationen Überrundet: BulgarienBulgarien Disqualifiziert: RumänienRumänien
Wenig überraschend gewann die Staffel Schwedens recht souverän das Damenrennen. Das deutsche Quartett überzeugte vor allem zu Beginn mit Anna Weidel, die für beide Schießeinlagen exakt 40,3 Sekunden benötigte, sowie an zweiter Stelle durch Sophia Schneider mit der drittbesten Laufzeit und schnellsten Schlussrunde ihres Umfelds. Für die geschwächte Staffel Norwegens sprang ein starker Podestplatz heraus, auch für das Schweizer Team ist der fünfte Rang eine hervorragende Platzierung. Finnland lief erstmals seit knapp fünf Jahren wieder auf Platz sieben im Weltcup.
Gemeldet: 101 Nicht am Start: Vereinigte StaatenMaxime Germain
Dank einer erneut alle Athleten überragenden Laufzeit gewann Johannes Thingnes Bø den ersten Sprint der Saison und damit vorübergehend das gelbe Trikot, hinter Sturla Holm Lægreid stand Roman Rees zum zweiten Mal in seiner Karriere auf einem Einzelpodest. Allgemein war das deutsche Team mit fünf Athleten unter den besten 20 sehr erfolgreich. Niklas Hartweg konnte das blaue Trikot verteidigen, für Österreich und Italien hingegen verlief der Sprint katastrophal. Achtungsergebnisse gab es für Adam Runnalls (19.), Campbell Wright (23.), Dmitri Schamajew (25.), Michal Šíma (28.) und Václav Červenka (37.).
Lisa Hauser gewann, auch für sie überraschend, ihren zweiten Weltcupsprint. Sie ließ damit Lisa Vittozzi und Linn Persson hinter sich; während Vittozzi daraufhin im Verfolgungsrennen im gelben Trikot an den Start ging, war es für Persson das erst zweite Einzelpodest ihrer Karriere. Recht überraschende Ergebnisse gab es auch dahinter, Emma Lunder, Anna Weidel und Sophia Schneider erreichten ihr bestes Karriereresultat. Auch für die Schweiz und Italien verlief das Rennen mit jeweils drei Top-25-Platzierungen hervorragend, heraus stach der starke 17. Platz von Rebecca Passler. Erste Weltcuppunkte gab es für Susan Külm, Stina Nilsson hingegen konnte den Verfolger trotz nur dreier Schießfehler nur haarscharf erreichen.
Lægreid und Jacquelin konnten nicht ausnutzen, dass Johannes Bø beim letzten Schießen zwei Scheiben stehen ließ, und reihten sich schließlich hinter diesem auf dem Podest ein. Rees, Zobel, Doll und Strelow sorgten für einen geschlossen starken Auftritt des deutschen Teams, auch Niklas Hartweg und David Komatz erzielten erneut gute Ergebnisse. Für Jesper Nelin war Rang sechs das beste Karriereresultat, auch für Alex Cisar (25.), Tomáš Mikyska (32.) und Anton Vidmar (35.) gab es ein solches zu feiern. Neben Komatz traf nur Mikito Tachizaki alle zwanzig Scheiben und reihte sich auf Rang 31 ein. Die größte Aufholjagd gelang Anton Dudtschenko, der mit einem Schießfehler von 59 auf 18 lief.
Dank 20 Treffern gewann Julia Simon ihr insgesamt fünftes Einzelrennen, für Wierer und Elvira Öberg gab es das erste Podest der Saison. Lisa Vittozzi konnte ihre Weltcupführung verteidigen und damit auch in Hochfilzen im gelben Trikot starten. Herausragende Ergebnisse gab es für Emma Lunder, Caroline Colombo (PB) und Vanessa Voigt, persönliche Bestleistungen (Punktgewinne) für Suvi Minkkinen (15.), Sophie Chauveau (19.), Samuela Comola (20.) und Joanna Jakieła (26.). Comola holte mit 24 Plätzen (Rang 44 auf 20) auch den größten Abstand auf.
Folgende Athleten nahmen zum ersten Mal an einem Biathlon-Weltcup teil. Dabei kann es sich sowohl um Individualrennen, als auch um Staffelrennen handeln.