Die Österreichische Fußballmeisterschaft 1969/70 wurde vom Österreichischen Fußball-Bund ausgerichtet. Als Unterbau zur Nationalliga dienten die Regionalligen Ost (Wien, Niederösterreich, Burgenland), Mitte (Oberösterreich, Steiermark, Kärnten) und West (Salzburg, Tirol, Vorarlberg). Als dritte Leistungsstufe fungierten die jeweiligen Landesligen der Bundesland-Verbände.
Bereits am 14. Juli 1967 hatte der ÖFB-Bundesvorstand beschlossen, die Nationalliga ab 1969/70 mit 16 Vereinen zu spielen, so hatten 1968/69 nur zwei Klubs abzusteigen brauchen, aber alle drei Meister der Regionalligen hatten aufsteigen dürfen.[1]
Meisterschaftsverlauf bzw. -Entscheidung
Die Meisterschaft 1969/70[2] konnte die Wiener Austria wie bereits ein Jahr zuvor in überlegener Manier für sich entscheiden. Bereits fünf Runden vor Saisonende krönte man sich durch ein 0:0 beim Linzer ASK zum 10. Mal zu Österreichs Fußballmeister. Einer der Höhepunkte aus violetter Sicht war dabei ein 6:0-Derbysieg gegen Rapid. Als Meister konnte sich Austria für den Europapokal der Landesmeister 1970/71 qualifizieren, Cupsieger Innsbruck durfte am Europacup der Cupsieger 1971 teilnehmen, die abgehängten Verfolger Sport-Club und Sturm vertraten Österreichs Fußball im Messestädte-Pokal 1970/71. Erfolgreichster Klub war dabei die Innsbrucker Wacker, die aber im Achtelfinale einen 1:0-Auswärtssieg bei Real Madrid nicht über die Runden bringen konnte.
Die erst im Frühjahr eingeführte Torprämienaktion (15.000 Schilling für das jeweilige schusskräftigste Team) wurde abgeschafft, weil die Idee nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte. Es waren weniger Tore als im Herbst erzielt worden.[3]
Vorkommnisse
Am 4. Juli 1969 beschloss der ÖFB, dem Antrag des Salzburger Verbandes, drei Nicht-Österreichern zuzulassen, nicht stattzugeben bzw. wurde dieser Antrag von der Tagesordnung abgesetzt und beschlossen, für die Generalversammlung 1970 einen entsprechenden Antrag vorzubereiten. Weiters wurden einigen Nationalliga-Vereinen diverse Auflagen erteilt und es wurde der Antrag von SC Schwarz-Weiß Bregenz um eine Lizenzerteilung abgelehnt[4]
Die Auslosung für die Meisterschaft der Ersten Division erfolgte am 8. Juli 1969, wobei die erste Runde der Herbstmeisterschaft am 24. August begann und am 7. Dezember endete. Da es 15 Vereine gab, waren 15 Runden erforderlich, in welcher jeweils eine Mannschaft spielfrei war.[5] Die Auslosung für die Regionalliga Ost erfolgte am 10. Juli, jene der Mitte in Leoben und West in Innsbruck am 17. Juli[6][7]
Die Generalversammlung am 26. April 1970 wurde in 90 Minuten abgewickelt, denn die 25 Seiten umfassenden Statutenänderungen wurden bereits am 24. April durch die Präsidentenkonferenz beschlossen; es gab nur mehr hinsichtlich des Jugendalters eine Kampfabstimmung, wobei der 1. August (und nicht, wie ursprünglich vorgeschlagen, der 1. Jänner) als Stichtag galt. Die Ernennung einer Kommission zur Einführung der Nationalliga B wurde abgelehnt, der Beschluss, dass Fußballländerspiele nicht direkt im TV übertragen werden dürfen, aufgehoben.[8]
Rekordmeister SK Rapid Wien blieb (vor allem punktemäßig) deutlich hinter den Erwartungen, vor allem gelang ihm kein Sieg gegen die Wiener Konkurrenten (nur 3 Unentschieden), was ihm in diesem Spezial-Ranking den fünften und letzten Platz bescherte. Kurzfristig (um die 25. Runde, also 5 Runden vor Schluss) lag Rapid mit nur 22 Punkten (bei allerdings einem ausständigen Nachtragsmatch) gar nur auf Rang 11, was sogar in den Medien mit »sich in Abstiegsgefahr befindlich« (z. B. auch in der »Arbeiterzeitung Wien« vom 2. Mai 1970, S. 12, im Artikel links neben der Tabelle) dargestellt wurde – doch die Rapidler konnten nicht nur vor allem diesen Nachtrag gegen SK VÖEST Linz (am 13. Mai mit 6:1) gewinnen, sondern doch noch weitere 7 Punkte dazu holen. – Austria Wien führte die Herbsttabelle mit 24 Punkten, die Frühjahrstabelle mit 21 und die Heimtabelle mit 26 Punkten an; lediglich in der Auswärtstabelle waren die Wiener Veilchen mit 17 Punkten »nur« auf Platz 2 hinter dem Wiener Sport-Club (allerdings punktegleich mit diesem und gerade in der Tordifferenz um einen Treffer 28:21 gegenüber 27:21 getrennt). Die drei Absteiger lagen (in leicht veränderter Reihenfolge) bereits nach Herbstschluss auf den Abstiegsplätzen; zwar vermochte der SC Eisenstadt in der Frühjahrstabelle den Grazer AK und Innsbruck zu überholen, doch reichten die gesammelten Punkte bei weitem nicht zum Klassenerhalt aus (auffallend, dass die Burgenländer in der Heimbilanz Letzte und in der Auswärtsbilanz Sechste wurden). Auswärts sieglos blieben SK Austria Klagenfurt und FC Dornbirn 1913. Interessant auch die großen Unterschiede bei den Linzer Klubs: Der Linzer ASK auf Rang 12 »heimschwach«, aber auf Rang 3 »auswärtsstark«, demgegenüber VÖEST am 4. Rang in der Heim-, aber nur dem 14. Rang in der Auswärtstabelle – und dank Rang 3 im Frühjahr verbesserte sich der LASK auch noch vom 8. Herbst- auf den 4. Endrang.[9]
Austria Wien „verschenkte“ praktisch die Eintrittskarten für das Match am 6. September gegen SV Austria Salzburg, denn jeder, der im Vorverkauf eine Eintrittskarte für das Match im Europacup der Meister (17. September gegen Dynamo Kiew) kaufte, bekam das «Entre» für das genannte Nationalliga-Match als Draufgabe (lt. der Internetseite FUSSBALL IN ÖSTERREICH kamen 5.000 Besucher ins Praterstadion, die «Arbeiterzeitung Wien» schreibt in ihrer Ausgabe vom 7. September, S. 12, von lediglich 3.500).[10]
Schon nach 2 Runden mit einem 0:3 beim Wiener Sport-Club und einem Heim-0:1 gegen Wacker Innsbruck gab es bei den genannten Salzburgern einen Trainerwechsel – Günter Praschak ging, kurzfristig wurde ein Betreuer-Duo Josip Sikic/Rauscher installiert, doch schon kurz darauf kam Karl Schlechta, der die Mannschaft bei der 0:3-Niederlage am 6. September bei der Wiener Austria erstmals betreute. Indirekter Auslöser war eine kuriose Situation beim Match gegen Innsbruck gewesen, als Walter Seitl es abgelehnt hatte, den Posten von Gerhard Filzmoser einzunehmen (es spielte ab der 46. Minute Roland Hirscher als Filzmoser-Ersatz).[11][12]
Antreten im Europacup 1970/71
Meister Austria Wien kam im Europacup nicht weit: Nach bestandener Qualifikation gegen Lewski-Spartak Sofia (einem 1:3 am 18. August folgte am 2. September in Wien ein 3:0), war der spanische Meister Atlético Madrid zu stark. Nach einem 0:2 am 16. September im Estadio Manzanares in Madrid gab es zwei Wochen später im Praterstadion eine 1:2-Niederlage, obwohl die Austrianer vorerst mit 1:0 in Führung gegangen und einem zweiten Treffer näher gewesen waren.[13]
Wacker Innsbruck scheiterte im Pokalsieger-Bewerb ebenfalls an Madrid, es war dies Real. Vorerst hatten die Tiroler zwar den albanischen Klub Partizan Tirana mit einem 3:2-Heim- und 2:1-Auswärtssieg (16./30. September eliminiert) – und es hatte dann die Sensation gegeben, als am 21. Oktober im Estadio Santiago Bernabeu der krasse Außenseiter durch einen Treffer von „Poldl“ Leopold Grausam in der 22. Spielminute mit 1:0 siegreich geblieben war. Doch am 4. November brachten relativ späte Tore (José Antonio Grande in der 79. und Manuel Bueno in der 85. Minute) eine 0:2-Niederlage am Innsbrucker Tivoli.
Zwei Teams waren auch im Messestädte-Pokal engagiert: Während der Wiener Sport-Club schon in der ersten Runde (16./30. September) mit einem Heim-0:2 und Auswärts-0:3 gegen den belgischen Vertreter Beveren Waas klar ausschied, kam Sturm Graz an denselben Terminen vorerst gegen Ilves-Kissat Tampere aus Finnland weiter: Einem Auswärts-2:4 folgte ein Heim-3:0 im Grazer Liebenau-Stadion. Aber auch hier war der Zweitrunden-Gegner, Titelverteidiger FC Arsenal London, kaum bezwingbar, wenngleich die Grazer Schwarz-Weißen eher unglücklich ausschieden: Am 21. Oktober gab es in Liebenau dank eines Treffers von Heinz Zamut (50. Min.) einen 1:0-Sieg, doch am 4. November im Londoner Highbury konnten sich die «Kanoniere» mit 2:0 durchsetzen, wobei das 2:0 erst in der Nachspielzeit (95. Minute) durch einen von Franz Reiter verschuldeten und durch Peter Storey verwandelten Handspenalty fiel.[14]
In der Regionalliga Mitte[2] erspielte der WSG Radenthein den Meistertitel.
Auf Grund der am 17. Juli erfolgten Auslosung gab es den Start der Herbstmeisterschaft zum Wochenende 24. August, die 13. (und letzte Herbst-)Runde war für 23. November anberaumt[15], wobei die 5. Runde (20./21. September) dann aber (offensichtlich auf Grund des am 21. September stattfindenden Länderspiels im Wiener Praterstadion Österreich gegen die Bundesrepublik Deutschland) in mehreren Etappen (das Spiel Grieskirchen gegen Rosental 0:1 sogar erst am 4. Juli 1970) ausgetragen wurde, auch aus der 9. Runde (18./19. Oktober) wurde ein Match (Grieskirchen vs. Ranshofen 1:3) erst am 29. November gespielt.[16]
Die Meisterschaftsentscheidung war recht umstritten, sie fiel in dem erst zu einem späteren Zeitpunkt ausgetragenen Match des ASK Phönix Hönigsberg gegen die WSG Radenthein. Der Nachtrag war dadurch notwendig geworden, da Hönigsberg zum ursprünglichen Termin (17. Mai) drei Spieler für die Landesauswahl der Steiermark abstellen musste und daher von der Austragung des Matches befreit war. Hönigsberg verlor am 28. Juni mit 0:7, es war exakt das Resultat, welches von Radenthein für den Titel benötigt wurde. Letztlich konnten aber all die eingesetzten Gremien keine Verfehlungen feststellen, so dass der ÖFB, der vom um seine Chance gebrachte WSV Fohnsdorf angerufen worden war, am 19. Juli die endgültige 0:7-Verifizierung beschloss
In Tirol[21] fixierte der ESV Austria Innsbruck den Meistertitel. Leider liegen keine genauen Informationen über Siege, Unentschieden, Niederlagen, Tor oder Punkte, sondern nur der Tabellenstand dieser Saison vor.