Universität Osnabrück
Die Universität Osnabrück ist eine öffentliche Universität in Osnabrück, Niedersachsen. Sie besteht seit 1974 und ist in der heutigen Form aus einer Pädagogischen Hochschule, der Adolf-Reichwein-Hochschule, hervorgegangen, die seit 1953 ihren Sitz im Osnabrücker Schloss hatte. Im Mittelpunkt der Forschung steht eine Vielzahl von interdisziplinären Studiengängen, die nur an wenigen deutschen Universitäten angeboten werden oder die es in dieser Form nur in Osnabrück gibt. Dazu gehören beispielsweise Steuerwissenschaften (LL.M. Taxation), Angewandte Systemwissenschaft und Cognitive Science. Zentrale interdisziplinäre Einrichtungen sind das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS), das Interdisziplinäre Institut für die Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit sowie das Institut für Finanz- und Steuerrecht. Seit 1999 finanziert die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) einen biowissenschaftlichen Sonderforschungsbereich Membranproteine, mit dem die Universität in der biologischen Spitzenforschung vertreten ist. Mit dem Studienprogramm Cognitive Science hat sich die Universität Osnabrück ein international beachtetes Forschungsgebiet erschlossen. Auch das European Legal Studies Institute gehört in der Rechtsvergleichung und Rechtsvereinheitlichung zu den wichtigsten Forschungseinrichtungen Europas. Mehrere Graduiertenkollegs sowie ein internationales Promotionsprogramm in der Physik fördern die jungen Wissenschaftler. Der botanische Garten bietet sowohl Wissenschaftlern als auch Studierenden ausgezeichnete Arbeitsbedingungen. FachbereicheNachdem im Jahr 2015 die ehemals eigenständigen Fachbereiche 1 (Sozialwissenschaften) und 2 (Kultur- und Geowissenschaften) zu dem Fachbereich 1 (Kultur- und Sozialwissenschaften), sowie im Jahr 2023 die ehemals eigenständigen Fachbereiche 4 (Physik) und 6 (Mathematik/Informatik) zu einem neuen Fachbereich 6 (Mathematik/Informatik/Physik) zusammengeführt wurden, sind nun folgende acht Fachbereiche an der Universität Osnabrück ansässig:[3]
GeschichteDie 1974 errichtete Universität Osnabrück berief sich bei ihrer Gründung auf die 1629 bzw. 1632 vom Wittelsbacher Franz Wilhelm von Wartenberg in Osnabrück gründete Jesuitenuniversität, auch „Academia Carolina Osnabrugensis“ genannt. Diese war aus dem Gymnasium Carolinum entstanden. Von der Jesuitenuniversität übernahm die Osnabrücker Neugründung zunächst das Universitätswappen, das dahingehend geändert wurde, dass bei den abgebildeten christlichen Figuren der Heiligenschein entfernt wurde. Seit 1953 bestand in Osnabrück die Adolf-Reichwein-Hochschule als Pädagogische Hochschule (PH). Sie wurde 1969 als Abteilung Osnabrück in die Pädagogische Hochschule Niedersachsen integriert und ging 1974 in der Universität Osnabrück auf. Gleiches gilt für die
Die Gründungsphase verlief ähnlich kontrovers wie bereits zuvor an der Universität Bremen. Umstritten war insbesondere die Berufung des marxistischen Ökonomen Ernest Mandel. Der herkömmliche Begriff Fakultät wurde durch den Begriff Fachbereich ersetzt.[4] Mit der Gründung 1973/74 wurde die Pädagogische Hochschule Vechta aufgelöst und in einen Standort der Universität Osnabrück umgewandelt; sie blieb es bis 1995.[5] StandorteDie Universität Osnabrück verfügt nicht über einen zentralen Campus. Stattdessen sind sämtliche Gebäude vorrangig auf zwei Regionen in der Stadt (Stadtteile Innenstadt und Westerberg) verteilt. Das zentrale Gebäude und Verwaltungssitz ist das von dem protestantischen Fürstbischof Ernst August I. von Braunschweig-Lüneburg 1667 erbaute barocke Schloss Osnabrück am Rande der Altstadt. Geistes- und Wirtschaftswissenschaftliche Fachbereiche sowie das Juridicum befinden sich in unmittelbarer Nähe über den westlichen Teil der Innenstadt verteilt. Naturwissenschaftliche, mathematische und humanwissenschaftliche Fachbereiche sind auf dem Campus Westerberg untergebracht. Dort befindet sich auch der Botanische Garten sowie der Hauptsitz der Hochschule Osnabrück.[6] Bis 1995 gehörte die jetzt selbstständige Universität Vechta der Universität Osnabrück an. Der damalige Name des Standorts Vechta lautete „Universität Osnabrück – Abteilung Vechta“. ForschungseinrichtungenDie Universität Osnabrück unterhält sowohl eigene Forschungszentren und -institute, als auch Forschungseinrichtungen in Kooperation mit weiteren Akteuren. Dazu gehören:
UniversitätsbibliothekDie Universitätsbibliothek (UB) Osnabrück besitzt rund 1,66 Millionen gedruckter Bände (2020). Umfangreiche elektronische Medienbestände kommen hinzu, darunter rund 32.000 lizenzierte E-Journals und etwa 900 Online-Datenbanken (2020) sowie mehr als 600.000 eBooks. Kennzahlen zum Medienbestand und zur Bibliotheksnutzung werden jährlich für die Deutsche Bibliotheksstatistik erhoben und auf der Website der UB Osnabrück veröffentlicht.[7] Die Bibliothek unterteilt sich in drei Bereichsbibliotheken: die zentrale Bereichsbibliothek B (Bibliothek Alte Münze) für die Philologien, Kultur- und Sozialwissenschaften, die Bereichsbibliothek J/W für die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften und die Bereichsbibliothek N für die Naturwissenschaften. Die forschungsorientierte Präsenzbibliothek des European Legal Studies Institute (ELSI) ist gleichfalls Teil des Bibliothekssystems. Die Bibliotheken B, J/W und ELSI liegen zentral in der Innenstadt, die Bereichsbibliothek N befindet sich hingegen am Campus auf dem Westerberg. Studierende, Lehrende und sonstige Angehörige der Universität können alle Angebote der UB nutzen, dazu gehört der Zugriff auf die meisten elektronischen Ressourcen auch von außerhalb. Zu den Nutzern der Bibliothek gehören aber auch Studierende der Hochschule Osnabrück, Schüler sowie Bürgerinnen und Bürger der Stadt und Region Osnabrück. Darüber hinaus sind inzwischen alle Personen mit einer Meldeadresse in Deutschland zur Nutzung zugelassen, wenn sie einen gültigen Bibliotheksausweis besitzen. Für diesen wird einmalig eine Gebühr von 5 EUR erhoben. Neben den gedruckten und elektronischen Medien stehen den Nutzern vor Ort rund 1.600 Arbeitsplätze zur Verfügung, zudem Recherche-PCs sowie Einzel- und Gruppenarbeitsräume.[8] PartneruniversitätenDie Universität Osnabrück pflegt, wie viele Universitäten Deutschlands, Kontakte zu anderen Hochschulen weltweit. Insgesamt hat die Universität und die verschiedenen Fachbereiche mehr als 90 Partneruniversitäten in Europa, Asien, Amerika, Ozeanien und Afrika. Neben gemeinsamen Forschungsprojekten steht vor allem der Austausch von Studierenden und Wissenschaftlern im Vordergrund.[9] Präsidenten der Universität Osnabrück
Bis 1979 war die Amtsbezeichnung des Leiters der Universität Osnabrück Rektor, danach Präsident.[10] Verfasste StudierendenschaftAls Teilkörperschaft des öffentlichen Rechts ist die Verfasste Studierendenschaft im Rahmen der studentischen Selbstverwaltung die Vertretung aller eingeschriebenen Studierenden gegenüber der Hochschule, der Hochschulleitung und der Öffentlichkeit. Die Studierendenschaft wählt einmal im Jahr den Studierendenrat, der den Allgemeinen Studierendenausschuss wählt. AuszeichnungenGrundzertifikat 2008 „audit familiengerechte hochschule“Die Universität Osnabrück wurde am 28. April 2008 von der berufundfamilien gemeinnützigen GmbH mit dem „Grundzertifikat 2008 audit familiengerechte hochschule“ ausgezeichnet. Ziel der Auditierung und Zertifizierung ist durch eine familiebewusste Universität die besten Köpfe des Landes zu gewinnen. Bisher wurden unter anderen der Arbeitskreis „Studieren mit Kind“, der Initiativkreis Kinderbetreuung, zwei Kindertagesstätten und viele weitere wichtige Institutionen gegründet und Maßnahmen geschaffen.[11] Am 15. Dezember 2017 erhielt die Universität Osnabrück nach erfolgreiche Re-Auditierung das Zertifikat zum vierten Mal in Folge.[12] Bilder der Universitätsgebäude
Bekannte Professoren und AbsolventenHier ist eine Liste von bekannten derzeitigen und ehemaligen Professoren sowie Absolventen. ProfessorenBekannte Absolventen (Auswahl)
TriviaAn der Universität Osnabrück wurde Mitte der 70er Jahre die mit dem Apronym OBST bekannte Zeitschrift Osnabrücker Beiträge zur Sprachtheorie gegründet, die allerdings weniger theoretisch, sondern eher anwendungsorientiert ist (erscheint heute im Universitätsverlag Rhein-Ruhr in Duisburg). Siehe auchWeblinksCommons: Universität Osnabrück – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
Koordinaten: 52° 16′ 22,7″ N, 8° 2′ 30,4″ O |