Die Innenstadt von Mechelen, die kaum 1 km Durchmesser hat, hat eine fast kreisrunde Form, breite, regelmäßige Straßen und ansehnliche öffentliche Plätze, darunter den Grote Markt (Großer Marktplatz), den Veemarkt (Viehmarkt) und den Schoenmarkt (Schustermarkt) mit dem Denkmal von Margarete von Österreich.
Nach dem Abfall der sieben vereinigten Provinzen kam die Stadt wieder zu Brabant und wurde, nachdem Herzog Karl der Kühne 1473 das Parlament von Mechelen als ständigen Gerichtshof für die burgundischen Niederlande, also nicht für das ursprüngliche Herzogtum von Burgund und die Freigrafschaft Burgund, installiert hatte, zur faktischen Hauptstadt der burgundischen Niederlande.[1] Das Gericht tagte ab 1474 im Schepenhuis. Dieser Gerichtshof wurde 1477 von seiner Tochter Maria von Burgund im Zusammenhang mit dem Großen Privileg wieder abgeschafft. Einige Jahrzehnte später, 1504, bestimmte Philipp der Schöne den Großen Rat (der nun nicht mehr Parlament genannt wurde) in Mechelen wieder zum Sitz des Großen Rats von Mechelen, des höchsten Gerichtshofs für die gesamten habsburgischen Niederlande.
Im Ersten Weltkrieg wurde Mecheln am 27. und 28. August 1914 während des taktischen Rückzugs von den Deutschen bombardiert, wobei viele historische Gebäude, besonders auf der IJzerenleen und am Schönmarkt, teilweise oder vollständig zerstört wurden.[4] Nach einem Architekturwettbewerb wurden sie nach 1918 historisierend weitgehend wiederaufgebaut.
Im Westfeldzug (Mai 1940) wurden die Beneluxstaaten von Truppen der Wehrmacht besetzt; bis September 1944 befand sich in der Stadt das SS-Sammellager Mecheln, von dem aus mehr als 25.000 Juden von der deutschen Besatzungsmacht ins KZ Auschwitz deportiert wurden.[5] In den Räumen des ehemaligen Lagers ist heute eine Gedenkstätte.[6] 1944 wurde die Stadt durch britische Truppen befreit.
In den 1970er Jahren wurde Mechelen im Rahmen der Zweiten belgischen Staatsreform der provisorische Sitz der Flämischen Gemeinschaft, bis dieser nach Brüssel verlegt wurde. Am 1. Januar 1977 wurde die Stadt Mechelen mit den Umlandgemeinden Heffen, Hombeek, Leest, Muizen und Walem zusammengelegt und gewann durch diese Gemeindefusion über 14.000 neue Einwohner. In den letzten Jahrzehnten ist Mechelen wie andere belgische Städte stark durch Einwanderung geprägt: 27,3 % der Bewohner sind Allochthone, etwa 20 % sind Muslime. In den 1990er Jahren hatte die Stadt mit sozialer Segregation, Kriminalität, Verschmutzung und Abwanderung zu kämpfen, gilt jedoch mittlerweile als Beispiel, wie diese Probleme in den Griff zu bekommen sind.[7]
Es wurde eine Koalition aus OpenVLD, Groen und Vooruit gebildet.
Wappen
Blasonierung: „In Gold drei rote Pfähle, belegt mit einem Schildchen, darin in Gold ein schwarzer Adler. Erhöht auf dem Schildrand eine goldene Ringkrone mit rot-blau-rot-blau-roten eckigen Steinen, oben besteckt mit dreizehn silbernen Perlen, drei mittig und an den Rändern erhöht, gehalten von zwei rotbezungten und -bewehrten goldenen Greifen, darunter in goldenem Devisenband in schwarzen Majuskeln das Motto: „IN TROUWEN VAST“ („IN TREUE FEST“)“
In Mechelen gibt es metallverarbeitende, feinmechanische und chemische Industrie sowie Maschinen- und Transformatorenbau. Auch für ihre Brauereien ist die Stadt bekannt; insbesondere durch die Traditionsbrauerei Het Anker, die zu den ältesten Brauereien Belgiens gehört. Außerdem sind hier Betriebe für die Herstellung von Schmuck ansässig, sowie Betriebe, die nach wie vor die traditionellen Mechelner Klöppelspitzen herstellen. Die Firma Kellogg Company produziert in Mechelen Pringles für den europäischen Markt, doch nach ihrem Verkauf ist der Standort nicht gesichert.[9] Der Wirkstoffforscher Galapagos hat zudem seinen Hauptsitz in Mechelen.
Der traditionelle jährliche Ommegang (Umzug) beinhaltet Riesen und Riesenkinder, musikalisch begleitet vom Reuzenlied (Riesenlied)[10] sowie andere historische Attraktionen.[11]
Er wurde gemeinsam mit anderen traditionellen Festen und Veranstaltungen im Jahr 2008 unter dem Titel Prozessionen der Riesen und Drachen in Belgien und Frankreich von der UNESCO in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen.[12]
Sehenswertes
Bemerkenswert ist die Dichte von mehr als 300 denkmalgeschützten Gebäuden, darunter acht Kirchen, auf weniger als drei Quadratkilometern.
gotischeKathedrale des heiligen Romuald (Sint-Rombouts-Kathedraal) aus dem 13.–15. Jahrhundert mit einem 98 m hohen, aber unvollendeten Turm, der als Belfried seit 1999 zum UNESCO-Welterbe „Belfriede in Belgien und Frankreich“ gehört und zwei Carillons beherbergt, sowie mit wertvollen Gemälden (Altarblatt von van Dyck).
Auch der Belfried der Tuchhalle (1340), inzwischen Teil des Rathauses, gehört zum genannten UNESCO-Welterbe.
Illustration von Frans Hogenberg: Wie die Statt Mecheln durch den Cornell vom Temell, und dem Cornell Norwits und Captain Michell mitt gwalt erobert und ingenummen und woll 150 Soldaten und 60 burgern toot blieben In: Geschichtsblätter. Hogenberg, Köln, S. 167, urn:nbn:de:hbz:061:1-87824.
Illustration von Daniel Meisner von 1624: Mecheln; Post Nubila Phœbus. In: Thesaurus philo-politicus, h. e. emblemata s. moralia politica ….urn:nbn:de:hbz:061:1-95927.
↑Bart van Loo: Burgund. Das verschwundene Reich. 1. Auflage. C.H.Beck Paperback, München 2024, ISBN 978-3-406-81365-8, S.469.
↑Illustration von Frans Hogenberg: Als Bergen ingenommen war, Khumpt der von Alba mitt seiner schar, Vor Mechlen eine Schone Statt, … In: Geschichtsblätter. Hogenberg, Köln, S. 85, urn:nbn:de:hbz:061:1-90898.
↑Oskar Panizza: Deutsche Thesen gegen den Papst und seine Dunkelmänner. Mit einem Geleitwort von M. G. Conrad. Neuausgabe (Auswahl aus den „666 Thesen und Zitaten“). Nordland-Verlag, Berlin 1940. S. 13 f. und 207.
↑Roland de Marès: Le Sac de Malines. Je sais tout, No. 118/1915 p. 303–314
↑Erschienen als 4. Kapitel der Novellensammlung The Pilgrims of the Rhine (1834; dt.: Die Pilger des Rheins. Ein Roman, aus dem Englischen von Friedrich Notter, 1845); es handelt sich hierbei um eine Adaption der 1826 erschienenen „historisch-romantischen Erzählung“ Die Blinde. Erzählung aus den Zeiten der Unruhen in den Niederlanden, in der zweiten Hälfte des 17ten Jahrhunderts von A. von Tromlitz.