Elternhaus, Lehrzeit und Übernahme der väterlichen Werkstatt
Cranach wurde am 4. Oktober 1515 als jüngster Sohn von Lucas Cranach dem Älteren und Barbara Brengebier in Wittenberg geboren. Zusammen mit seinem Bruder Hans (* um 1513; † 9. Oktober 1537) erlernte er von seinem Vater die Kunst der Malerei und arbeitete zusammen mit seinem Bruder in der väterlichen Werkstatt.
Nach dem Tod von Hans übernahm er 1537 die geschäftlichen Aktivitäten in der Werkstatt seines Vaters. Seit dieser Zeit hat Lucas Cranach d. J. seine Werke mit einem abgeänderten Wappen signiert, erstmals 1537 auf einem Holzschnitt, ausgeführt von Johann Scheyring. Während das seinem Vater vom Kurfürsten 1508 verliehene Wappen eine Schlange mit Fledermausflügeln, einer roten Krone auf dem Haupt und einen mit einem Rubin besetzten goldenen Ring im Mund gezeigt hatte, hat auf dem Signum des jüngeren Cranach die Schlange nun Vogelflügel.
Lokalpolitische Funktionen
1544 trat ihm der Vater das Wittenberger Haus ab. Wie sein Vater nahm Lucas Cranach d. J. eine bedeutende Stellung im öffentlichen Leben Wittenbergs ein. So war er 1549 und 1552 Ratsmitglied, 1555, 1558, 1561, 1564 als Ratskämmerer, 1565 als Bürgermeister sowie 1566 als Altbürgermeister, Beisitzer des Bürgermeisters im Rat Wittenbergs, aktiv. Aufgrund der Verwicklung seines Schwagers Christian Brück in die Grumbachschen Händel zog er sich von allen politischen Aktivitäten zurück.
Familie
Erste Ehe mit Barbara Brück
Er heiratete am 20. Februar 1541 in erster Ehe Barbara Brück (* um 1518 in Wittenberg; † 10. Februar 1550 ebenda), eine Tochter des sächsischen Kanzlers Gregor Brück. Aus dieser Verbindung gingen vier Kinder hervor:
Lucas (* 1541; † 16. Februar 1612 in Meißen), er immatrikulierte sich 1554 an der Universität Wittenberg, war Ratsherr in Torgau und vom 30. Januar 1591 bis zum 9. Januar 1609 Verwalter der Fürstenschule St. Afra in Meißen. Er heiratete am 17. Oktober 1570 in Wittenberg Anna, die Tochter des Sekretärs Hieronymus Gareis.
Tochter Euphrosyna (* 1585 in Torgau; † 6. August 1627 in Wittenberg), verh. 1604 mit dem kurfürstlichen Amtsschreiber Abel Volk (* 26. Juli 1575; † 19. Januar 1622 in Wittenberg, Sohn des Michael Volk aus Dresden und dessen Frau Esther geb. Sierbürger aus Leipzig)
Barbara († 1601), heiratete am 28. November 1564 den Mediziner Johann Hermann
Johannes († 1. Mai 1548 im Kindesalter)
Christian († 7. April 1556), immatrikuliert 1554 an der Universität Wittenberg
Zweite Ehe mit Magdalena Schurff
Nach Barbaras Tod heiratet er am 24. Mai 1551 Magdalena Schurff (* 19. August 1531 in Wittenberg; † 3. Januar 1606 ebenda), eine Tochter des sächsischen Leibarztes Augustin Schurff und Nichte von Philipp Melanchthon. Sie hatten zusammen fünf Kinder:
Magdalena († 1554 im Kindesalter)
Augustin (* 1554; † 26. Juli 1595), folgte dem Vater als Maler, war außerdem Ratsmitglied, Stadtrichter und Kämmerer in Wittenberg. Er heiratete am 26. Oktober 1577 Maria Selfisch, die Tochter des Samuel Selfisch.
Agneta († 1560 im Kindesalter)
Christoph (* um 1557; † 23. Februar 1596), war ein Ratsherr und heiratete am 5. Februar 1583 Subphrona (Veronika?) Vogel (* 14. September 1563; † 29. April 1629)
Lucas (* 30. November 1583; † unbekannt)
Christoph (* 14. Januar 1585; † unbekannt)
Barbara (* 16. Juni 1586; † unbekannt)
Ernst August (* 22. Januar 1588; † unbekannt)
Magdalene (* 22. Januar 1588; † unbekannt)
Christian (* 10. Oktober 1590; † unbekannt)
Elisabeth (* 3. Dezember 1561 in Wittenberg; † 16. September 1645 in Wittenberg); verheiratet mit Polykarp Leyser dem Älteren
Tod
Lucas Cranach d. J. starb am 25. Januar 1586 im Alter von 70 Jahren in Wittenberg. Sein Leichnam wurde in die Wittenberger Stadtkirche überführt und dort am 27. Januar bestattet. Seine Grabstelle ist vor der Empore in der Gegend des letzten südlichen Pfeilers, wo heute ein Gedenkstein an ihn erinnert. Im Altarraum der Stadtkirche Wittenberg befindet sich sein Epitaph, das ihm und seinen beiden Ehefrauen von den Erben gestiftet wurde. Es zeigt die Grablegung Christi. Die beiden Schrifttafeln halten links das Andenken an Lucas Cranach d. J. und rechts das seiner Ehefrauen fest.
Bildsprache
Als Vertreter einer neuen Generation wählte Lucas Cranach d. J. mit Vorliebe figurenreiche, aufwendige Darstellungen. Dabei sind die ordnungslos anmutenden Kompositionen von überraschender Schönheit und die farbige Behandlung reichhaltiger als die Arbeiten des Vaters. Er gilt als Schöpfer des neuen Bildprogramms der Protestanten. Beispielsweise blickt bei ihm die Gottesmutter Maria nicht keusch zu Boden, sondern direkt in die Augen des Betrachters.
Bedeutung seines Schaffens
Frühere Behauptungen, dass der jüngere Lucas Cranach eine untergeordnete Rolle in der Kunst der Renaissance habe, sind definitiv falsch. Sie kamen auf, da damals nicht alle Werke des jüngeren Cranach bekannt waren und ihm erst im Rahmen intensiver modernerer Forschungen zugeordnet werden konnten. Nach diesen Erkenntnissen nimmt er unter den deutschen Porträtisten der Spätrenaissance und des Manierismus eine hervorragende Rolle ein. Umfangreiche Holzschnittarbeiten erweiterten das Schaffen des Künstlers als Maler der Reformation und der mit ihr in Zusammenhang stehenden Auswirkungen.
Anlässlich seines 500. Geburtstages widmete das Land Sachsen-Anhalt dem Maler vom 16. Juni bis 1. November 2015 die Landesausstellung „Lucas Cranach der Jüngere 2015“. Es war die erste Sonderausstellung, die sein Leben und Wirken in den Blick nahm und noch nie gezeigte Kunstwerke präsentierte. Ausstellungsorte waren u. a. das Augusteum sowie die Stadtkirche St. Marien in der Lutherstadt Wittenberg.[2][3]
Roland Enke, Katja Schneider, Jutta Strehle: Lucas Cranach der Jüngere. Entdeckung eines Meisters. Verlag Hirmer, München, 2015, ISBN 978-3-7774-2349-4.
Paul G. Kettner: Historische Nachricht von dem Raths-Collegio der Chur-Stadt Wittenberg. Verlag Meisner, Wolfenbüttel 1734.
Monika und Dietrich Lücke: Lucas Cranach der Jüngere: Archivalische Quellen zu Leben und Werk (= Schriften der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt. Bd. 22), Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2017, ISBN 978-3-374-04562-4.
Norbert Michels (Hrsg.): Cranach in Anhalt, Vom alten zum neuen Glauben. Michael Imhof Verlag, Petersburg, 2015, ISBN 978-3-7319-0227-0.
Peter Moser: Lucas Cranach. Sein Leben, seine Welt und seine Bilder. Babenberg Verlag, Bamberg 2004, ISBN 3-933469-14-7.
Nikolaus Müller: Die Funde in den Turmknäufen zu Wittenberg. In: Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte in der Provinz Sachsen. Jg. 8, 1912.
Werner Schade: Die Malerfamilie Cranach. Prisma-Verlag, Gütersloh 1985, ISBN 3-570-09018-3.
Albrecht Steinwachs (Text), Jürgen M. Pietsch (Photos): Stadt- und Pfarrkirche St. Marien der Lutherstadt Wittenberg. Edition Akanthusa, Spröda 2000, ISBN 3-00-006918-6.
Albrecht Steinwachs: Der Weinberg des Herrn. Epitaph für Paul Eber von Lucas Cranach d. J., 1569. Edition Akanthus, Spröda 2001, ISBN 3-00-008905-5.
Ernst Ullmann: Geschichte der deutschen Kunst 1470–1550. Seemann Verlag, Leipzig 1985.
Elke A. Werner, Anne Eusterschulte, Gunnar Heydenreich: Lucas Cranach der Jüngere und die Reformation der Bilder. Verlag Hirmer, München 2015, ISBN 978-3-7774-2368-5.