Das Staatsoberhaupt steht an der Spitze der staatlichen Ämterhierarchie. Es repräsentiert den Staat nach innen und außen. In Frankreich ist das Staatsoberhaupt der Präsident. Zu seinen Vorgängern als oberste Instanz zählten Könige und Kaiser. Die französischen Monarchen und Präsidenten werden in der Liste der Staatsoberhäupter Frankreichs aufgeführt. Ebenfalls aufgeführt werden die Könige des Westfrankenreichs, aus dem Frankreich entstand, obwohl es nicht korrekt ist, die westfränkischen Könige des 9. und 10. Jahrhunderts als „Könige von Frankreich“ zu bezeichnen. Das Westfrankenreich entstand durch die Teilung des Fränkischen Reichs im Vertrag von Verdun von 843. Der Übergang vom Westfrankenreich zu Frankreich war fließend und erstreckte sich über einen langen Zeitraum, so dass für die Entstehung Frankreichs kein bestimmter Zeitpunkt festgelegt werden kann.
Eine klare Abgrenzung zwischen dem Fränkischen Reich, das in der Spätantike im Zuge der Völkerwanderung entstand, und dem französischen Staat ist nicht möglich. Das französische Geschichtsverständnis betont die Kontinuität bis zurück zur Zeit der Merowinger. Bereits das erste faktisch offizielle Werk der französischen Geschichtsschreibung, die Grandes Chroniques de France aus dem späten 13. Jahrhundert, teilt die Geschichte der Franken und Frankreichs nach den aufeinander folgenden Dynastien der Merowinger, der Karolinger und der Kapetinger ein. Bis heute wird in französischen Herrscherlisten Chlodio (5. Jahrhundert) als der älteste historisch fassbare Frankenkönig an erster Stelle genannt. In älteren Geschichtswerken tauchte gar noch dessen legendärer Vater Faramund an dieser Stelle auf, und einige mittelalterliche Königslisten reichen bis zum mythischen trojanischen König Priamos zurück.
Ein älterer, heute nicht mehr vertretener Ansatz sieht in Hugo Capet (987–996) den ersten König von Frankreich, da mit ihm eine nationalfranzösische Dynastie die Herrschaft übernommen habe. Diese Auffassung wird heute in der Forschung nicht mehr vertreten, da der Dynastiewechsel von 987 von den Zeitgenossen nicht als derartiger Einschnitt betrachtet wurde.
Die folgende Liste beginnt mit der Reichsteilung von Verdun von 843. Für die davor herrschenden Könige siehe die Liste der fränkischen Herrscher.
Titel und Amtsbezeichnungen
Dem Selbstverständnis der Karolinger nach war der westfränkische König nach der Reichsteilung von 843 weiterhin „König der Franken“ (lateinisch Francorum rex, französisch roi des Francs). So wurden die Könige von den zeitgenössischen Autoren genannt, während sie in offiziellen Urkunden zumeist nur die einfache Bezeichnung „König“ (rex) verwendeten, dem Beispiel Ludwigs des Frommen folgend, der sich seit seiner Kaiserkrönung ausschließlich imperator augustus ohne einen Volks- oder Landesnamen nannte. Erst ab Karl III. dem Einfältigen (893–923) wurde mit dem Titel eine politische Programmatik verbunden, indem er seit 911 bewusst den Titel „König der Franken“ in seine Urkunden aufnahm. In jenem Jahr war mit Ludwig dem Kind der letzte Karolinger des Ostreichs gestorben und Karl III. der Einfältige beanspruchte als Senior der karolingischen Dynastie nun die Herrschaft auch im Ostreich. Mit der Anerkennung des Ostfranken Karls des Dicken als König der Westfranken im Jahr 884 konnte er sich gar auf einen Präzedenzfall berufen. Im Vertrag von Bonn 921 musste Karl jedoch seinen Herrschaftsanspruch auf das Ostreich aufgeben. Ungeachtet dessen behielt er den Titel „König der Franken“ bei, an dem auch seine Nachfolger festhielten.
Das westfränkische Reich umfasste neben dem westlichen Teil des alten fränkischen Siedlungsgebietes zwischen Loire und Schelde, der ehemaligen neustrischen Francia (ins Deutsche als „Franzien“ übersetzt), auch Siedlungsgebiete anderer Völker, wie zum Beispiel die gallischen Aquitanier, Burgunder, Bretonen und seit dem 10. Jahrhundert auch Normannen. Nachdem das Königtum der letzten Karolinger und ersten Kapetinger durch eine andauernde Phase der Schwäche und feudalen Zerfalls geprägt war und ab dem 12. Jahrhundert wieder zu einer universellen monarchischen Herrschaftsauffassung gelangte, schlug sich dies auch in der Titulierung seiner Könige nieder. Philipp II. August (1179–1223) war der erste, der in seinen Urkunden den Titel rex Franciæ gebrauchte, zunächst neben dem althergebrachten Titel Francorum rex, bis dieser zum Ende des 13. Jahrhunderts aus dem königlich-staatlichen Schriftverkehr verschwand. Im Altfranzösischen wurde der neue Titel als roi de France allerdings noch von Francia abgeleitet und tritt in dieser Form erstmals in einer Urkunde König Ludwigs IX. aus dem Jahr 1241 auf.[1] Ins Deutsche übersetzt lautete der Titel wörtlich „König von Frankenland“, wobei sich hier allerdings „Frankreich“ im allgemeinen Gebrauch als Landesname durchsetzte. Auch in diesem Fall war der Titel Programm, denn er kennzeichnete seinen Träger nicht mehr als Herrscher einer ethnischen Gruppe, sondern eines geographisch definierten Herrschaftsraums: „Frankreich“ als Geltungsbereich seiner gesetzgebenden und herrscherlichen Gewalt, eben sein Königreich samt allen Untertanen, die unabhängig von ihrer ethnischen Herkunft in der französischen Umgangssprache bald nur noch als Français (Franzosen) bekannt waren. Zugleich manifestierte sich in diesem Titel eine neue Staatsvorstellung, in welcher der feudale Personenverbandsstaat von einer transpersonellen und universellen Monarchie abgelöst wurde. Die Kontinuität zum alten Reich der Franken konnte im neuen Titel gewahrt werden, indem der (ethnographische) Name des Volkes in den (geographischen) Namen des Königreichs verwandelt wurde. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Begriff Francia schon vor dem 13. Jahrhundert in den erzählenden Chroniken als Umschreibung für das Westreich verwendet wurde und dass der Titel Francorum rex, dem Titel rex Franciæ nachgeordnet, besonders auf Siegeln bis zum Ende der Monarchie weiter in Gebrauch blieb.[2]
Bis zur Französischen Revolution im Jahr 1789 lautete der offizielle Titel der Herrscher Frankreichs also „König von Frankreich“, zwischen den Jahren 1284 und 1323 sowie 1572 und 1791 versehen mit einem Zusatz König von Frankreich und Navarra (lateinisch: rex Franciæ et Navarræ, französisch: roi de France et de Navarre), da sie in jenen Zeiträumen zugleich auch als Könige von Navarra amtierten. Nach der Beseitigung des Ancien Régime durch die Revolution wurde in der am 3. September 1791 verabschiedeten Französischen Verfassung der Titel des Staatsoberhaupts in „König der Franzosen“ (roi des Français) geändert, da das Königtum fortan nicht mehr durch das Gottesgnadentum, sondern durch den Willen des Volkes legitimiert werden sollte. Demselben Prinzip folgten auch die beiden Kaiserreiche von 1804 bis 1815 und 1852 bis 1870 (empereur des Français) sowie das Bürgerkönigtum von 1830 bis 1848. Einzig während der Phase der Restauration zwischen 1814 und 1830, in welcher man die Wiederherstellung vorrevolutionäre Verhältnisse anstrebte, griff man noch einmal auf die traditionelle Königstitulierung zurück.
Während die Verfassung der Ersten Französischen Republik (1792 bis 1804) kein formelles Staatsoberhaupt vorsah, wurde die Exekutivgewalt des republikanischen Frankreichs seit der Zweiten Republik (1848 bis 1852) von einem gewählten Präsidenten eingenommen. Seine offizielle Amtsbezeichnung lautete dabei stets „Präsident der französischen Republik“ (président de la République française). Das Staatsoberhaupt des kurzlebigen, mit Nazi-Deutschland kollaborierenden „Vichy-Regimes“ (1940 bis 1944) führte die schlichte Amtsbezeichnung „Staatsoberhaupt“ (chef de l’État oder chef d’État). In der Zeit von 1944 bis 1947 stand dem französischen Staat kein formelles Oberhaupt vor. Für diese Zeit werden die Vorsitzenden der provisorischen Regierung aufgelistet. Erst mit der Proklamation der Vierten Republik 1947 bekam das Land wieder einen Präsidenten.
Bereits vom Vater 832 in Aquitanien und Neustrien als Unterkönig eingesetzt. Im Vertrag von Verdun 843 wird ihm der gesamte westliche Reichsteil zugesprochen. Später konnte er Aquitanien und große Teile von Lotharingen unter seine Herrschaft bringen. Die von ihm erlassenen Kapitularien von Quierzy besiegelten die bereits fortgeschrittene Feudalisierung des Landes und trugen zur Schwächung des Königtums bei. Wurde 875 in Rom auch zum römischen Kaiser gekrönt.
Karl das Kind Charles l’Enfant (* um 849; † 29. September 866)
Beide Brüder folgten gleichberechtigt dem Vater nach und vereinbarten 880 eine Reichsteilung, in der Ludwig III. das Land nördlich der Loire (neustrische Francia) und Karlmann Aquitanien und Burgund übernahm. Beide führten wechselvolle Kämpfe gegen die Normannen und Boso von Vienne. Als Ludwig III. starb, übernahm Karlmann auch dessen Herrschaftsbereich.
879–884
zweiter Sohn des Vorgängers
Karl der Dicke Charles le Gros (* 839; † 13. Februar 888)
885–888
Enkel von Ludwig dem Frommen
König des Ostfrankenreichs seit 876 und König von Italien seit 879. Wurde nach dem Tod von Karlmann von den westfränkischen Großen als König anerkannt, womit das Herrschaftsgebiet Karls des Großen für kurze Zeit wiedervereint war. Nach erfolglosem Kampf gegen die Normannen wieder abgesetzt.
Erster Nichtkarolinger auf dem westfränkischen Thron. Von den westfränkischen Großen zum König erhoben, führte er einen erfolgreichen Kampf gegen die Normannen.
Im März 888 in Langres von den burgundischen Großen als Gegenprätendent zu Odo gewählt und gekrönt. Ohne eine größere Anhängerschaft gewinnen zu können zog er sich noch im selben Jahr nach Italien zurück.
Als letzter lebender Karolinger bereits 893 als Gegenprätendent zu Odo gewählt und nach dessen Tod allgemein anerkannt. Belieh die Normannen im Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte 911 mit dem Gebiet um Rouen, woraus die Normandie entstand. Unternahm erfolglos die Eroberung Lotharingens und geriet in Konflikt mit den Robertinern. 923 wurde er abgesetzt und verbrachte den Rest seines Lebens in Gefangenschaft.
987 zum Mitkönig seines Vaters erhoben, ab 996 Alleinherrscher. Unter seiner Herrschaft fand die erste überlieferte Verbrennung von Ketzern statt. Stand im Konflikt mit Odo I./II. von Champagne-Blois.
1027 zum Mitkönig seines Vaters erhoben, ab 1031 Alleinherrscher. Musste sich den Thron im Machtkampf mit seinem Bruder Robert und seiner Mutter erkämpfen. Wurde vom Grafen Fulko III. von Anjou gegen Graf Odo von Blois unterstützt. Unterstützte zuerst Wilhelm den Bastard im Kampf um die Normandie um diesen später erfolglos zu bekämpfen.
1059 zum Mitkönig seines Vaters erhoben, ab 1060 Alleinherrscher. Für ihn regierten bis 1067 seine Mutter Anna von Kiew und Balduin V. von Flandern. In dieser Zeit führte Wilhelm die Invasion Englands durch und begründete das „anglo-normannische Reich“, das Philipp im Bund mit Flandern und Anjou bekämpfte. Verlor durch die Entführung der Bertrada von Montfort jedes Ansehen und wurde von Papst Urban II. exkommuniziert. Auf dem Konzil von Clermont wird 1095 der erste Kreuzzug ausgerufen.
Er kämpfte erfolgreich gegen die rebellierenden Burgherren der Île-de-France, die er zum wirtschaftlich und administrativ gut organisierten Kronland ausbaute. Kämpfte erfolglos gegen die Anglo-Normannen und Flamen.
Philipp II. August Philippe Auguste (* 21. August 1165; † 14. Juli 1223)
1179–1223
Sohn des Vorgängers
1179 zum Mitkönig seines Vaters erhoben, ab 1180 Alleinherrscher. Schürte die Konflikte im Haus Plantagenet zu seinem Vorteil. War einer der Anführer des Dritten Kreuzzugs (1190–1191). Siegte über die Plantagenets, führte bis 1204 den Zusammenbruch des angevinischen Reiches herbei und baute die Krondomäne zum größten Territorium in Frankreich aus. Zugleich dehnte er die Königsmacht durch den Albigenserkreuzzug bis an das Mittelmeer aus. Unterstützte im deutschen Thronstreit den Staufer Friedrich II. und erhob ihn 1214 durch den Sieg bei Bouvines über Kaiser Otto IV. Mit Philipp II. August wird der Aufstieg des zentralstaatlichen Gedankens (Monarchie) bei gleichzeitiger Zurückdrängung landesfürstlicher Macht (Feudalismus) angesetzt.
Ab 1225 geschah die Nachfolge über die Primogenitur, die Wahl des Erben als Mitkönig wurde damit entbehrlich. Führte erfolgreich den Albigenserkreuzzug fort und eroberte große Teile Aquitaniens für die Krondomäne.
Für ihn regierte zunächst seine Mutter Blanka von Kastilien. Setzte die Konsolidierung der königlichen Administration und des Gerichtswesen über ganz Frankreich fort. Unter ihm setzte die schriftliche Fixierung des französischen Gewohnheitsrechts ein. Schloss einen Frieden mit den Plantagenets und beendete den Albigenserkreuzzug, etablierte die kirchliche Inquisition zur Verfolgung von Juden und Katharern. Führte 1248–1254 den erfolglosen Sechsten Kreuzzug nach Ägypten und 1270 den Siebten Kreuzzug an, auf dem er starb. Wurde 1297 von Papst Bonifatius VIII. heiliggesprochen.
Kandidierte für die römisch-deutsche Krone. Unterstützte nach der sizilianischen Vesper seinen Onkel Karl von Anjou im Kampf gegen Aragón (aragónesischer Kreuzzug).
Stand im Konflikt mit Eduard I. von England und führte einen andauernden Krieg gegen Flandern. Beanspruchte eine volle Souveränität über den französischen Staat und Kirche (Gallikanismus) und geriet darüber mit Papst Bonifatius VIII. in einen erbitterten Streit um das Verhältnis der geistlichen zur weltlichen Gewalt. Machte am Ende das Papsttum in dessen „babylonischem Exil“ in Avignon von sich abhängig. Zerschlug weiterhin den Templerorden.
Von den Generalständen anerkannt ließ er um seine Nachfolge zusätzlich zu legitimieren die Lex Salica für die Thronfolge für verbindlich erklären um die weibliche Erbfolge zu unterbinden. Er ließ Katharer und Juden verfolgen.
König von Frankreich Name in Französisch (Lebensdaten)
Regierungszeit
Verwandtschaft
Anmerkungen
Philipp VI. Philippe de Valois (* 1293; † 22. August 1350)
1328–1350
Enkel von Philipp III.
Von den Generalständen als Nachfolger Karls IV. anerkannt. Führte erfolgreich Krieg gegen Flandern. Geriet mit Eduard III. von England in Konflikt um Herrschaftsrechte in der Guyenne, worauf der Hundertjährige Krieg ausbrach.
Er setzte den Krieg gegen England fort. Nach der Schlacht von Maupertuis befand er sich von 1356 bis 1360 und 1364 in englischer Gefangenschaft, wo er schließlich starb. In dieser Zeit befand sich Frankreich unter der Regentschaft des Dauphin, der die Revolte des Étienne Marcel und den Bauernaufstand der Jacquerie niederschlug.
Karl V. der Weise Charles le Sage (* 21. Januar 1338; † 16. September 1380)
1364–1380
Sohn des Vorgängers
Dank seines Feldherrn Bertrand du Guesclin gelang es ihm, Kastilien als Verbündeten gegen England zu gewinnen und fast alle Gebiete zurückzuerobern, die sein Vater hatte abtreten müssen. Er war ein großer Förderer von Kunst und Wissenschaft und bemühte sich um eine stärkere Zentralisierung Frankreichs.
1380–1388 wegen Minderjährigkeit unter der Regentschaft der Herzöge Ludwig von Anjou, Johann von Berry und Philipp von Burgund (Regierung der Herzöge). Da Karl VI. offenbar geistesgestört war, lag die eigentliche Macht auch nach seiner Volljährigkeit beim Adel unter der Führung seiner Gemahlin Isabeau. Streitigkeiten zwischen verschiedenen Adelsfraktionen führten 1410 zum offenen Bürgerkrieg. Heinrich V. von England nutzte die so entstandene Schwäche Frankreichs, siegte in der Schlacht von Azincourt und besetzte weite Teile des Landes, einschließlich Paris.
In seine Regierungszeit fällt das Wirken von Jeanne d’Arc, mit deren Hilfe Orléans und Reims befreit werden. Der Versuch, Paris zurückzuerobern scheiterte zunächst. Nachdem Burgund jedoch die Seiten gewechselt hatte, gelang es Karl, sämtliche englischen Besitzungen in Frankreich zurückzuerobern. Lediglich Calais blieb noch bis 1559 in englischer Hand. Der Hundertjährige Krieg war damit beendet.
Heinrich Heinrich VI. von England (* 6. Dezember 1421; † 21. Mai 1471)
1431 zum Gegenkönig in Nordfrankreich gekrönt. Der hundertjährige Krieg und die englische Besetzung Frankreichs werden nach der Schlacht bei Castillon 1453 beendet.
Er besetzte Burgund, das sich mit England gegen Frankreich verbündet hatte. Nach dem Tod Karls des Kühnen eroberte er große Teile Burgunds zurück, woraus sich der habsburgisch-französische Gegensatz entwickelte. Ludwig XI. gilt als Förderer der Wissenschaft und als Wegbereiter des französischen Zentralismus und des Absolutismus.
1483–1491 wegen Minderjährigkeit unter Regentschaft von Anne de Beaujeu. Er erwarb die Bretagne als Land für die Krone und eroberte kurzzeitig Neapel, konnte es aber nicht halten. Karl VIII. hinterließ keinen Thronfolger.
Er versuchte vergeblich, sich zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches krönen zu lassen. Nach mehreren Feldzügen während der Italienischen Kriege gab er die Ansprüche auf Mailand und Neapel auf. Er betrieb die nachhaltige Zentralisierung des Landes und etablierte durch das Konkordat von Bologna die französische Staatskirche. Franz I. gilt als einer der bedeutendsten Renaissancefürsten Europas und war ein großer Förderer der Kunst. Er legte mit dem Ankauf zahlreicher italienischer Werke den Grundstein für die Gemäldesammlung des Louvre.
Heinrich III. (* 19. September 1551; † 2. August 1589)
1574–1589
Bruder des Vorgängers
Von 1573 bis 1574 vorübergehend König von Polen-Litauen. Vier weitere Hugenottenkriege fanden während seiner Regierungszeit statt. Da seine Ehe kinderlos blieb, bestimmte er Heinrich von Navarra zu seinem Nachfolger.
Kapetinger (Haus Bourbon)
König von Frankreich Name in Französisch (Lebensdaten)
Regierungszeit
Verwandtschaft
Anmerkungen
Heinrich IV. Henri le Bon (* 13. Dezember 1553; † 14. Mai 1610)
1589–1610
Nachkomme Ludwigs IX. in 11. Generation
War schon seit 1572 König von Navarra. 1589 bis 1593 der einzige calvinistische König Frankreichs (nur zum Teil anerkannt). 1593 völlig anerkannt. Er baute das Land nach den Hugenottenkriegen wieder auf und gewährte den Hugenotten im Toleranzedikt von Nantes Religionsfreiheit. Er stärkte insbesondere Frankreichs Großmachtstellung in Europa. Wurde von François Ravaillac ermordet.
Ludwig XIII. Louis le Juste (* 27. September 1601; † 14. Mai 1643)
1610–1643
Sohn des Vorgängers
Bis 1614 unter der Regentschaft von Maria von Medici. Unter ihm war Kardinal Richelieu regierender Minister. Die Privilegien der Hugenotten wurden beschnitten und deren Festungen zerstört. Frankreich griff zunächst indirekt in den Dreißigjährigen Krieg ein, indem es Gustav II. Adolf subventionierte. 1635 erklärte Frankreich auch offiziell dem Haus Habsburg den Krieg.
Ludwig XIV. Louis le Roi-Soleil Louis le Grand (* 5. September 1638; † 1. September 1715)
1643–1715
Sohn des Vorgängers
Bis 1651 unter der Regentschaft von Anna von Österreich, bis 1661 war Kardinal Mazarin sein regierender Minister. Frankreich war 1648 nach dem Westfälischen Frieden der Hauptsieger des Krieges. Ludwig XIV. vollendete den Absolutismus seiner Vorgänger und reformierte den Zentralstaat. Er führte viele kostspielige Kriege und vergrößerte so Frankreich erheblich. Er ließ die Hugenotten verfolgen und war ein herausragender Mäzen der Künste und Wissenschaften. Als Höhepunkt seines Schaffens gilt das Schloss Versailles. Der Sonnenkönig gilt wohl als der bedeutendste Monarch der französischen Geschichte. Da seine Herrschaft eine Blütezeit Frankreichs war, ist sie als Grand Siècle berühmt geworden.
Ludwig XV. Louis le Bien-Aimé (* 15. Februar 1710; † 10. Mai 1774)
1715–1774
Urenkel des Vorgängers
Bis 1723 unter der Regentschaft von Philippe II. d’Orléans, bis 1743 war Kardinal Fleury regierender Minister. Unter Ludwig XV. setzte sich die wirtschaftliche und kulturelle Blüte Frankreichs im Siècle des Lumières fort. Die Aufklärung begann sich zu entfalten. Er verlor 1763 einen großen Teil der frz. Kolonien an Großbritannien.
Ludwig XVI. (* 23. August 1754; † 21. Januar 1793)
1774–1792
Enkel des Vorgängers
Er griff in den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg ein und fügte damit Großbritannien eine schwere Niederlage zu. Die resultierenden Staatsschulden führten zur Staatskrise, die sich in der französischen Revolution 1789 entlud. Durch die konstitutionelle Verfassung von 1791 musste Ludwig XVI. auf sein Gottesgnadentum verzichten und den Titel „König der Franzosen“ annehmen. Nach dem aus dem Manifest des Herzogs von Braunschweig resultierenden Sturm auf die Tuilerien wurde er im September 1792 abgesetzt, als Hochverräter verurteilt und guillotiniert.
Die erste Republik wurde am 21. September 1792 nach der zuvor erfolgten Absetzung des Königs ausgerufen. Sie besaß kein formelles Staatsoberhaupt, sondern wurde in der Abfolge von drei Exekutivorganen repräsentiert, deren Vorsitzende man als „erste Männer des Staates“ betrachten kann.
In seinem dreijährigen Bestehen saßen dem Nationalkonvent insgesamt 75 Präsidenten in 77 Amtszeiten vor. Die Dauer einer Amtszeit betrug 14 Tage. Unter den ins Amt gewählten befanden sich Persönlichkeiten wie Danton, Robespierre, Barras, Carnot, Saint-Just und Sieyès.
Als verfassungsgebende Versammlung schaffte der Nationalkonvent bereits an seinem zweiten Tagungstag die Monarchie ab und nahm in den folgenden drei Jahren die provisorische Regierung wahr. Dabei verteidigte er die junge Republik erfolgreich im ersten Koalitionskrieg gegen die Monarchien Europas, erweiterte das Staatsterritorium bis zum Rhein und gründete Tochterrepubliken in den Niederlanden und Italien. Innenpolitisch übte der Wohlfahrtsausschuss unter Robespierre von April 1793 bis zu seinem Sturz im Juli 1794 eine Schreckensherrschaft aus, der royalistische Aufstand der Vendée wurde niedergeschlagen. Am 22. August 1795 wurde die Direktoriumsverfassung verabschiedet, die nach einer Volksabstimmung am 26. Oktober 1795 in Kraft trat.
Nachdem zunächst Carnot die Meinungsführerschaft im Direktorat hielt, wurde diese im Staatsstreich des 18. Fructidor V von Barras übernommen. Unterdessen steuerte die Republik in eine wirtschaftliche und politische Krise, die den Aufstieg des in Italien und Ägypten erfolgreich kämpfenden Generals Napoléon Bonaparte begünstigte. Nach der Bildung der zweiten Koalition zu Beginn 1799 stürzte Bonaparte unterstützt von Sieyès im Staatsstreich des 18. Brumaire VIII das Direktorat und zwang den Rat der Fünfhundert zur Einsetzung eines provisorischen Konsulats.
Per Volksabstimmung wurde die Konsulatsverfassung am 24. Dezember 1799 angenommen. Nachdem der zweite Koalitionskrieg siegreich beendet worden war, ließ sich Bonaparte 1802 durch eine erneute Volksabstimmung zum Konsul auf Lebenszeit ernennen, womit er seinen Weg zum Kaisertum ebnete.
Kaiser der Franzosen Name in Französisch (Lebensdaten)
Amtszeit
Verwandtschaft
Napoleon I. Napoleone Buonaparte Napoléon Bonaparte (* 15. August 1769; † 5. Mai 1821)
18. Mai 1804 – 11. April 1814
Gebürtiger Korse und Offizier in der französischen Armee. Wurde durch den Staatsstreich des 18. Brumaire erster Konsul der Republik und war ab August 1802 Konsul auf Lebenszeit. Der Senat ernannte ihn schließlich zum Kaiser, Frankreich verdankt ihm den Code civil. In zahlreichen Kriegen eroberte er große Teile Europas, was aber letztlich in einer Niederlage Frankreichs mündete. Nach der Besetzung von Paris wurde Napoléon von den Siegermächten im Vertrag von Fontainebleau (11. April 1814) zur Abdankung gezwungen.
Am 1. April 1814 hatte der französische Senat die Führung einer provisorischen Regierung Talleyrand angetragen, welcher wiederum dem aus dem Exil zurückkehrenden Bourbonen das Königtum antrug. In der am 14. Juni 1814 verabschiedeten Charte constitutionnelle wurde die Wiederherstellung der Monarchie verfassungsgemäß verankert.
Kapetinger (Haus Bourbon)
König von Frankreich (Lebensdaten)
Amtszeit
Verwandtschaft
Ludwig XVIII. (* 17. November 1755; † 16. September 1824)
11. April 1814 – 20. März 1815
Bruder von Ludwig XVI.
Seit dem Tod des Dauphin Louis Charles de Bourbon (Ludwig XVII.) 1795 wurde Ludwig XVIII. von den exilierten Royalisten als König nach salischem Erbrecht anerkannt. Seine Herrschaft konnte er erst nach der Abdankung Napoléons ausüben und trug dabei, zum Verdruss ultraroyalistischer Kräfte, den revolutionären Umwälzungen der vergangenen Jahre Rechnung. Er unterzeichnete den ersten Vertrag von Paris (Mai 1814), der Frankreich in den Grenzen von 1792 beließ. Musste 1815 dem zurückkehrenden Napoléon weichen.
Napoleon II. Napoléon-François-Joseph-Charles Bonaparte Napoleon Franz Joseph Karl Bonaparte (* 20. März 1811; † 22. Juli 1832)
22. Juni 1815 – 7. Juli 1815
Nach seiner Abdankung überließ Napoléon seinem Sohn formal den Thron. Ohne konkrete Anerkennung übernahm eine Kommission Napoleon II. unter der Leitung von Joseph Fouché die Regierungsgewalt, bis Paris dann endgültig von den Alliierten eingenommen wurde.
Ludwig XVIII. (* 17. November 1755; † 16. September 1824)
8. Juli 1815 – 16. September 1824
Nach seiner Rückkehr betrieb Ludwig XVIII. eine ausgleichend liberale Politik und gewährte eine weitreichende Amnestie. Musste den zweiten Vertrag von Paris (November 1815) akzeptieren, der Frankreich in die Grenzen von 1790 zurückdrängte. Er war ein Vertreter der konstitutionellen Monarchie, außenpolitisch schloss er Frankreich 1818 der Heiligen Allianz an. Er hinterließ keinen Thronfolger.
Bereits als Prinz im Exil ein Wortführer der Ultraroyalisten, strebte er als König die Beseitigung sämtlicher revolutionärer Neuerungen zugunsten der Wiederherstellung der absoluten Monarchie an. Sein als tyrannisch gebrandmarktes Vorgehen provozierte 1830 die Julirevolution, die ihn zur Abdankung zwang.
Die konstitutionelle Monarchie, die aufgrund ihrer Begründung in der Revolution von 1830 allgemein als „Julimonarchie“ bekannt ist, wurde durch die Antragung der Königswürde durch die Abgeordnetenkammer an den Herzog von Orléans am 6. August 1830 begründet und tags darauf in einer neuen Verfassung verankert.
Gestützt vom liberalen Großbürgertum (Bourgeoisie) bescherte er dem Land mit dem Einsetzen der Industrialisierung einen neuen wirtschaftlichen Wohlstand. Dabei traten allerdings soziale Konflikte mit Kreisen der Bauernschaft und des jungen Proletariats auf. Durch seine Haltung zum Zensuswahlrecht und seine Hinwendung zu reaktionären Kreisen (heilige Allianz) unbeliebt geworden, wurde er in der Februarrevolution wieder gestürzt.
Die zweite Republik wurde am 25. Februar 1848 ausgerufen. Ihre Exekutivgewalt wurde im Juni zur Niederschlagung des Juniaufstandes von der Nationalversammlung an den Kriegsminister Louis-Eugène Cavaignac übergeben (Militärdiktatur).
Ging gegen Cavaignac als Sieger aus der Präsidentschaftswahl hervor und wurde so erster Präsident des republikanischen Frankreichs. Vor dem Ende seiner Amtszeit führte er im Dezember 1851 einen erfolgreichen Staatsstreich zur Erlangung der Diktatur durch und proklamierte sich nach einem Plebiszit zum Kaiser der Franzosen.
Zweites Kaiserreich
Haus Bonaparte
Kaiser (Lebensdaten)
Amtszeit
Verwandtschaft
Napoleon III. Louis Napoléon Bonaparte (* 20. April 1808; † 9. Januar 1873)
2. Dezember 1852 – 4. September 1870
Neffe von Napoléon I.
Errichtete zunächst ein autoritäres zweites Kaiserreich, das er ab 1860 liberalisierte. Unterstützte das Osmanische Reich im Krimkrieg gegen Russland und befahl erste Flottenexpeditionen nach Südostasien, woraus die Gründung der Kolonie Französisch-Indochina resultierte. Gewann Savoyen und Nizza durch Abtretung für Frankreich. Unter ihm gestaltete Baron Haussmann die Hauptstadt Paris um. Geriet während des Deutsch-Französischen Kriegs in der Schlacht bei Sedan in preußische Gefangenschaft und wurde sofort für abgesetzt erklärt.
Wurde als Monarchist zum ersten Präsidenten der dritten Republik gewählt. Trat für eine konstitutionelle Monarchie nach Vorbild der Julimonarchie ein. Trat im Konflikt mit den Ultraroyalisten vom Amt zurück. Stellte sich 1877 erneut zur Wahl, starb während des Wahlkampfs.
Sein Versuch, die Monarchie wieder zu etablieren, scheiterte am Starrsinn des Comte de Chambord. In der Folge nahmen die Wahlerfolge der Republikaner zu, die ihn zur Bildung republikanischer Kabinette zwangen. Ohne Aussicht auf einen royalistischen Umschwung trat MacMahon von seinem Amt zurück.
Jules Grévy (* 15. August 1807; † 9. September 1891)
Kapitulation Frankreichs im Zweiten Weltkrieg (Westfeldzug) und Auflösung der dritten Republik nach dem Waffenstillstand von Compiègne am 22. Juni 1940. Die Nationalversammlung entzog Lebrun alle Exekutivgewalten und übertrug diese an Marschall Pétain.
Marschall von Frankreich. Seit Mai 1940 Vizeministerpräsident, im Juni 1940 von der Nationalversammlung in Vichy mit der Ausarbeitung einer neuen Verfassung beauftragt und zum Chef des französischen Staates (État français) im unbesetzten Teil Frankreichs ernannt. Gegen das autoritäre und mit Nazi-Deutschland kollaborierende „Vichy-Regime“ erklärt sich General Charles de Gaulle im Londoner Exil zum Führer des freien Frankreichs. Darauf folgte die deutsche Besetzung von Vichy-Frankreich im November 1942 und Internierung der Regierung in Deutschland am 20. August 1944.
Die Provisorische Regierung der Französischen Republik wurde am 3. Juni 1944 in Algier mit General Charles de Gaulle an ihrer Spitze gebildet. Am 25. August 1944 erfolgte ihr Einzug in das von den deutschen Truppen befreite Paris.
Vorsitzender der provisorischen Regierung (Lebensdaten)
Näherte Frankreich im einsetzenden Kalten Krieg den USA und Großbritannien an, war aber gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands, wie auch gegen die Unabhängigkeitsbewegungen in den Kolonien, was den Indochinakrieg verschärfte.
Entließ Marokko und Tunesien in die Unabhängigkeit und beendete den Indochinakrieg nach der Niederlage von Điện Biên Phủ. Die Sueskrise und der eskalierende Algerienkrieg destabilisierten die Vierte Republik, welche von links wie auch von rechts bekämpft wurde. Nachdem die Armeeführung in Algerien unter General Jacques Massu putschte (Mai 1958), kam Coty einem drohenden Staatsstreich mit dem Vorschlag zuvor, Charles de Gaulle zur Wahl zum Ministerpräsidenten mit weitreichenden Notstandsbefugnissen aufzustellen. De Gaulle brachte im Juni 1958 die Armee in Algerien wieder unter die Autorität des Staates. Im September 1958 wurde schließlich in einer Volksabstimmung eine Verfassungsänderung beschlossen, die in die Fünfte Republik mündete.
Befürwortete die Erweiterung der EWG u. a. mit Großbritannien, setzte aber das distanzierte Verhältnis zu den USA fort. Drängte innenpolitisch auf eine Modernisierung von Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur (Centre Georges Pompidou). Am 15. August 1971 verkündete US-Präsident Nixon, dass der US-Dollar ab sofort nicht mehr zum festgelegten Kurs in Gold eingetauscht würde (Nixon-Schock). Dies war das Ende des 1944/45 eingeführten Bretton-Woods-Systems, das feste Wechselkurse vorschrieb. Die Ölkrise von 1973 erschütterte die französische Wirtschaft. Pompidou verstarb im Amt.
Interimspräsidentschaft des Präsidenten des Senats, Alain Poher, vom 3. April bis 26. Mai 1974.
Als überzeugter Europapolitiker förderte er die weitere politische Integration der Europäischen Gemeinschaft, beharrte aber weiterhin auf Frankreichs Souveränität gegenüber den Großmächten. Unter anderem infolge der beiden Ölkrisen (1973 und 1979/80) und einer steigenden Inflation verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation (siehe Stagflation), die Arbeitslosigkeit stieg.
Veranlasste umfangreiche Sozial- und Arbeitsmarktreformen sowie Verstaatlichungen, die jedoch aus ökonomischen Erwägungen seit 1983 schrittweise zurückgenommen wurden. Schaffte die Todesstrafe ab. Setzte innenpolitisch auf maßvolle Dezentralisierung und außenpolitisch auf eine Intensivierung der Europapolitik, was in die Gründung der Europäischen Union mit einer gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsunion mündete.
Jacques Chirac (* 29. November 1932; † 26. September 2019)
War seit Amtsbeginn mit der europaweiten Krise, der Überschuldung von Staat und Sozialsystemen sowie der anhaltenden Deindustrialisierung Frankreichs konfrontiert. Seine Popularitätswerte ein Jahr nach Amtsbeginn waren die schlechtesten aller Präsidenten der Fünften Republik. Beendete 2012/2013 die französische Beteiligung am Krieg in Afghanistan. Befahl im Januar 2013 die Militärintervention in Mali. Führte im Frühjahr 2013 gegen erbitterte, teils gewalttätige Proteste konservativ-katholischer Kreise die gleichgeschlechtliche Ehe ein.
Ist seit seiner Amtseinführung der jüngste Präsident in der Geschichte der Französischen Republik und das jüngste Staatsoberhaupt in Frankreich seit Napoleon Bonaparte. Macron wurde mit einer Mehrheit (66,1 Prozent) ins Amt gewählt, dem zweitbesten Ergebnis seit der Gründung der Fünften Republik. Er trat an der Spitze einer von ihm gegründeten politischen Bewegung an, um die Spaltung der französischen Gesellschaft zu überwinden und ist bemüht, die wirtschaftliche Situation Frankreichs durch Reformen etwa des Arbeitsrechts und des Rentensystems zu verbessern. Des Weiteren setzt er sich für eine demokratischere und wirksamere Ausrichtung der Europäischen Union ein. Gegen Macrons Reformen kam es im Herbst 2018 zu heftigen Demonstrationen der Gelbwestenbewegung(gilets jaunes), denen Macron mit einer Reihe von Bürgerdialogen begegnete. In seiner Amtszeit ereignet sich seit März 2020 die COVID-19-Pandemie. Im April 2022 erfolgte seine Wiederwahl.
Trivia
Die längste Amts- bzw. Herrschaftszeit in Frankreich kann König Ludwig XIV. mit 72 Jahren vorweisen, gefolgt von seinem Urenkel Ludwig XV. (59 Jahre) und dem mittelalterlichen Ahn Philipp I. (49 Jahre).
Die kürzeste Herrscherzeit hatte König Johann I. der Posthume mit vier Tagen. Zugleich hatte er als einziges aller französischen Staatsoberhäupter diese Position von seiner Geburt bis zu seinem Tod inne.
Die kürzeste Amtszeit eines republikanischen Staatsoberhaupts hatte Jean Casimir-Périer mit knapp 7 Monaten.
Der „König Ludwig XVII.“ (Dauphin Louis Charles de Bourbon, duc de Normandie) und der „Kaiser Napoléon II.“ (Napoléon-François Bonaparte) haben nie amtiert. Ersterer wurde von emigrierten royalistischen Kreisen während der Revolutionsjahre gemäß der salischen Nachfolgeregelung als rechtmäßiger König betrachtet. Diese Fiktion wurde von seinem Onkel fortgeführt, der sich seit 1795 als „Nachfolger“ seines Neffen Ludwig XVIII. nannte. Als solcher unternahm er ab 1814 die Restauration des Königreichs. Nach demselben Muster nannte sich Louis Napoléon Bonaparte bei seiner Kaiserproklamation 1852 Napoleon III., als „Nachfolger“ seines Cousins Napoléon-François, der nie als Kaiser Napoléon II. aufgetreten war. Unter Anhängern der Monarchie bzw. des Kaisertums werden die beiden Thronprätendenten bis heute als Herrscher gezählt.
Frankreich hatte bis heute noch keine Frau als Alleinherrscherin bzw. als gewähltes Staatsoberhaupt. Ersteres war allein wegen des salischen Erbrechts, das Frauen aus der Erbfolge ausschloss, unmöglich. Allerdings konnten einige Königinnen in Vertretung ihrer unmündigen königlichen Söhne de facto und später auch de jure die Regentschaft über das Land wahrnehmen. Die ersten waren Anna von Kiew, Adele von der Champagne und besonders Blanka von Kastilien. Die letzte regierende Frau in Frankreich war Anna von Österreich, welche für die ersten acht Jahre ihres Sohnes Ludwig XIV. die Regierung führte. Mit Arlette Laguiller kandidierte 1974 erstmals eine Frau für das Präsidentenamt, es folgten Corinne Lepage, Christiane Taubira, Christine Boutin, Ségolène Royal, Marie-George Buffet, Dominique Voynet, Nathalie Arthaud, Eva Joly und Marine Le Pen. Von ihnen schafften einzig Ségolène Royal 2007 sowie Marine Le Pen 2017 und 2022 den Einzug in die zweite Wahlrunde. Royal unterlag 2007 Nicolas Sarkozy, Le Pen unterlag 2017 und 2022 Emmanuel Macron.
Der erste Präsident der Fünften Republik, Charles de Gaulle, wurde 1958 noch durch ein Wahlkollegium in indirekter Wahl gewählt. Die Volkswahl des Präsidenten wurde 1962 gesetzlich eingeführt und 1965 erstmals durchgeführt.
Die letzten Wahlen fanden am 24. April 2022 in Form einer Stichwahl zwischen Emmanuel Macron und Marine Le Pen statt. Hierin wurde Macron, der bei seiner ersten Wahl der bislang jüngste Staatspräsident Frankreichs gewesen ist, für eine zweite Amtszeit wiedergewählt.
Percy Ernst Schramm: Der König von Frankreich. Das Wesen der Monarchie vom 9. bis zum 16. Jahrhundert. 1960.
Joachim Ehlers: Karolingische Tradition und frühes Nationalbewusstsein in Frankreich. In: Francia Band 4, 1976, S. 213–235.
Joachim Ehlers: Die Anfänge der französischen Geschichte. In: Historische Zeitschrift. Band 240, 1985, S. 1–44.
Joachim Ehlers (Hrsg.): Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888–1498. 1. Aufl. Beck, München 1996, ISBN 3-406-40446-4.
Peter Claus Hartmann (Hrsg.): Französische Könige und Kaiser der Neuzeit. Von Ludwig XII. bis Napoleon III. 1498–1870. 2. Aufl. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54740-0.
Bernd Schneidmüller: Herrscher über Land und Leute? Der kapetingische Herrschertitel in der Zeit Philipps II. August und seiner Nachfolger (1180-1270). In: Herwig Wolfram, Anton Scharer (Hrsg.): Intitulatio. Band 3: Lateinische Herrschertitel und Herrschertitulaturen vom 7. bis zum 13. Jahrhundert (= MIÖG. Ergänzungsband 29, 1988), S. 131–162.
Anmerkungen
↑„Looys (Ludwig IX.) par la grace de Dieu rois de France“ publizierte im August 1241 eine Übereinkunft zwischen Theobald I. von Navarra und den Templern. Französisches Nationalarchiv J 198, No. 82.
↑Schon der im 9. Jahrhundert schreibende Hinkmar von Reims bezeichnete das westfränkische Regnum als „regni Franciae“. Siehe Annales Bertiniani, hrsg. von Georg Waitz in: Monumenta Germaniae Historica SS rerum Germanicarum 5 (1883), S. 135.
↑Jens Peter Paul (Dissertation, 2007): Bilanz einer gescheiterten Kommunikation. Fallstudien zur deutschen Entstehungsgeschichte des Euro und ihrer demokratietheoretischen Qualität.