LegitimismusLegitimismus ist im Allgemeinen der Standpunkt der Unabsetzbarkeit des Herrscherhauses.[1][2] Somit erkennen Legitimisten einzig die Monarchie als legitime (rechtmäßige) Herrschaftsform an. Im Gegensatz dazu befürworten Monarchisten zwar die Monarchie, sie können aber auch eine andere Herrschaftsform als rechtmäßig ansehen. Historisch bedeutsam war der Legitimismus als Bewegung in Frankreich ab 1830 und in der österreichischen Ersten Republik. FrankreichAls Legitimisten (französisch légitimistes, von légitime = gesetzlich, rechtmäßig) bezeichnet man ursprünglich die Partei in Frankreich, die nach der Revolution von 1830 weiterhin die Ansprüche der älteren Linie des Hauses der Bourbonen als die legitimen Herrscher von Gottes Gnaden unterstützte. Die Legitimisten standen zeitweise in Konkurrenz zu den Orléanisten, den Anhängern des Hauses Orléans. Der Tod des Grafen von Chambord 1883 verursachte die Auflösung der Partei der Legitimisten. Nur ein unbedeutender Rest, bekannt als die Blancs d'Espagne, wollte den Nachfolgeverzicht Philipps V. von Spanien nicht anerkennen und hielt die Rechte der Bourbonen in der Anjou-Linie aufrecht. Heute hält Louis Alphonse de Bourbon als Louis XX. seinen Anspruch auf den französischen Thron aufrecht. Orléanisten sehen dagegen in Jean d’Orléans den Anwärter auf die Herrschaft als Jean IV. (Johann IV.). ÖsterreichLegitimisten in der Ersten Republik und im StändestaatIn Österreich werden als Legitimisten nach 1918 jene Kreise bezeichnet, welche die Ausrufung der Ersten Republik als „revolutionären Akt“ und somit als Rechtsbruch betrachteten. Kaiser Karl I., der 1918 „auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften“ verzichtete, jedoch nicht auf die Krone, sei weiterhin der legitime, also rechtmäßige Herrscher. Nach Karls Tod 1922 betrachteten die Legitimisten dessen ältesten Sohn Otto von Habsburg als Thronfolger. Eine Voraussetzung des Legitimismus in Österreich war die grundsätzliche Bereitschaft des Hauses Habsburg zu einer Restauration. Restauration schloss für das Haus Habsburg neben einer Wiedereinsetzung in die Herrschaft auch die Errichtung eines übernationalen Reiches im Donauraum ein, was den Friedensverträgen nach dem Ersten Weltkrieg widersprach und zumindest eine Einschränkung der staatlichen Souveränität der Nachfolgestaaten der österreich-ungarischen Monarchie bedeutet hätte. Somit standen die Nachfolgestaaten einer Restauration feindlich gegenüber und schränkten durch internationalen Druck die Möglichkeiten legitimistischer Politik in Österreich stark ein. Der ehemalige Oberst Gustav Wolff gründete 1920 die Partei aller schwarz-gelber Legitimisten (SGL), die später unter dem Namen Kaisertreue Volkspartei auftrat, und nach ihrem streitbaren Gründer auch Wolff-Verband genannt wurde. Bei der Nationalratswahl 1923 erhielt die Partei allerdings nur wenige Stimmen.[3] Weitere legitimistische Parteien waren die Partei der österreichischen Monarchisten (PÖM) und die Österreichische Staatspartei, die mit der PÖM fusionierte. Ihr Präsident, Ernst (Freiherr von der) Wense zog über einen Wahlkompromiss mit der Christlichsoziale Partei (CS) für die Nationalratswahl 1923 auf der Liste der CS in den Nationalrat ein. 1924 wandelte sich die PÖM zur Konservativen Volkspartei, die bis 1926 bestand.[4][5] Der vom Kaiserhaus „autorisierte“ Zweig des organisierten Legitimismus war der 1921 gegründete Reichsbund der Österreicher, dessen führende Repräsentanten Johannes (Prinz von und zu) Liechtenstein, Friedrich (Ritter von) Wiesner und Hans Karl (Freiherr) Zeßner (von) Spitzenberg waren. 1932 wurde der Eiserne Ring als Dachverband der legitimistischen Organisationen gegründet, dem kurz vor dem „Anschluss“ Österreichs über 50 Verbände angehörten.[3] Der Heimwehr und dem autoritären Regime des Ständestaats standen die Legitimisten – im Gegensatz zur parlamentarischen Demokratie – sympathisch gegenüber. Der Reichsbund verkündete den korporativen Beitritt zur Vaterländischen Front. Ab 1934 organisierten legitimistische Verbände eine Reihe größerer Veranstaltungen, in denen betont wurde, dass die Restauration das beste Mittel gegen einen „Anschluss“ wäre und die Aufhebung des Habsburgergesetzes gefordert wurde. Verstärkt nahmen nun auch Repräsentanten des öffentlichen Lebens an Veranstaltungen des Eisernen Rings teil. Kurt Schuschnigg betrachtete sich als Legitimist und war während seiner Kanzlerschaft auch einfaches Mitglied im Eisernen Ring. In der Ära Schuschnigg kam es so zu einer Aufwertung des Legitimismus, „Der Österreicher“, das Organ des Reichsbundes, erreichte Ende 1936 eine wöchentliche Auflage von 10.000 Exemplaren. Dennoch war evident, dass die Regierung Schuschnigg die Restauration als Weg zur Verhinderung eines „Anschlusses“ nicht erlauben würde. Der deutsche Reichskriegsminister Werner von Blomberg hatte für den Fall einer Restauration in Österreich eine bewaffnete Intervention unter dem Codenamen Sonderfall Otto vorgesehen.[3] In der Studentenszene fand der Legitimismus seinen Niederschlag in den legitimistischen Studentenverbindungen. Sie organisierten sich zum Teil im Wiener SC und den Katholisch-Österreichischen Landsmannschaften. Legitimisten in der Zeit des NationalsozialismusDie Position der Legitimisten war weder mit der Republik vereinbar, noch mit der nationalsozialistischen Diktatur 1938–45. Während der NS-Zeit wurden bekennende Legitimisten von den Nationalsozialisten verfolgt, da sie Otto von Habsburg als ihr rechtmäßiges Staatsoberhaupt betrachteten und den Führereid verweigerten. Es wurden ca. 4500 Legitimisten und ihnen nahestehende Personen verhaftet und in Konzentrationslager verbracht. Noch während des Zweiten Weltkriegs spielte diese Gruppe eine erhebliche Rolle im Widerstand und im Exil. Am 24. Mai 1938 wurden nach Angabe des Staatskommissärs beim Reichstatthalter in Wien (Gen.Kdo XVII, Wehrkreiskdo. XVII, Ic Az. 1p 12 Nr. 471/38) folgende legitimistische Vereinigungen als gegnerische Organisationen und Verbände geführt:
Legitimisten in der Zweiten RepublikIn der Zweiten Republik verlor sich der Legitimismus zunehmend. Seit 2004 besteht in Österreich mit der Schwarz-Gelben Allianz wieder eine Organisation, die für eine Rückkehr der Habsburger an die Staatsspitze eintritt. Heute existieren 15–20 Studentenverbindungen in Österreich und Bayern, die das legitimistische Prinzip vertreten, 11 davon sind KÖL-Verbindungen (Akademischer Bund Katholisch-Österreichischer Landsmannschaften). Position von Otto Habsburg-LothringenOtto Habsburg-Lothringen hatte zunächst jahrzehntelang an seinem Anspruch auf die Thronfolge festgehalten. 1961 erklärte er schließlich, dass er auf seine Mitgliedschaft zum Hause Habsburg-Lothringen und auf alle aus ihr gefolgerten Herrschaftsansprüche ausdrücklich verzichte und sich als getreuer Staatsbürger der Republik bekenne. Diese Verzichtserklärung war Voraussetzung für die Aufhebung des Einreiseverbots. Im Jahr 2002 bezeichnete Otto Habsburg-Lothringen sich selbst als „Legitimisten“:
Eine Meinung über die legitime Staatsform für Österreich äußerte er in dem Interview nicht.[6] Bedeutende Vertreter (Auswahl)
Andere Nachfolgestaaten der HabsburgermonarchieAuch in anderen Nachfolgestaaten Österreich-Ungarns gab es kleinere legitimistische Bewegungen, die – wie jene in Österreich – für eine Wiedererrichtung der Habsburgermonarchie eintraten. Am deutlichsten trat die ungarische Bewegung in Erscheinung, die zwei erfolglose Restaurationsversuche von König Karl IV. unterstützte. Belege
WeblinksCommons: Legitimisten – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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