Nikolaus Joseph von Jacquin bereiste von 1754 bis 1759 Westindien, um dort neue Pflanzen für die kaiserlichen Gärten zu Wien und Schloss Schönbrunn zu sammeln. Nach seiner Rückkehr war er von 1763 bis 1768 Professor der Chemie und Mineralogie, Metallurgie und Dokimastik in Schemnitz, ab 1769 Professor für Chemie und Botanik an der Universität Wien, zudem auch Direktor des Botanischen Gartens der Universität Wien und später der Kaiserlichen Gärten von Schloss Schönbrunn. Er führte experimentelle Methoden in die Chemie ein und war maßgeblich an der Einführung des Ordnungssystems von Linné im Gebiet der Habsburgermonarchie beteiligt. Er trat 1797 in den Ruhestand, wurde 1806 in den Freiherrenstand erhoben und erhielt den Stephansorden. Seine Tochter Franziska war Klavierschülerin Mozarts, der ihr sein Kegelstatt-Trio widmete.
Zu Ehren von Jacquin wurde nach seinem Tode von der Wiener Universität ein Gemälde in Auftrag gegeben. Der Wiener Blumenmaler Johann Knapp schuf die Huldigung an Jacquin (1821/22), ein außergewöhnliches Bild, auf dem in botanisch exakter Weise Pflanzen dargestellt sind, die von Jacquin beschrieben wurden (Wien, Österreichische Galerie).
Er liegt auf dem katholischen Friedhof WienMatzleinsdorf (heute: Waldmüllerpark) begraben. Im Jahr 1875 wurde in Wien-Landstraße (3. Bezirk) die Jacquingasse nach ihm benannt.
Er heiratete Catharina Schreibers († 1791), eine Tochter des k.k. Regierungsrats Johann Heinrich Schreibers und Tante des Karl Franz Anton von Schreibers. Das Paar hatte zwei Söhne und eine Tochter:[2]
Franziska (* 10. Oktober 1769; † 12. August 1850), Pianistin ⚭ 1792 Leopold von Lagusius († 24. April 1828), Hofsekretär[3]
Joseph Franz (1766–1839), Professor der Botanik ⚭ Maria Barbara (Babette) von Natorp (1769–1844), Pianistin, Mozart-Schülerin
(Emilian) Gottfried (1767–1792), Komponist
Leistung
Nikolaus Joseph Freiherr von Jacquin ist Erstbeschreiber vieler Pflanzen, Pilze und Tiere. In der Botanik und Mykologie wird sein Name mit „Jacq.“, in der Zoologie mit „Jacquin“ abgekürzt.
Nach Jacquin benannte Taxa
Eine Gattung der Theophrastaceae ist nach ihm JacquiniaL. benannt; eine Gattung der Orchidaceae ist nach ihm JacquiniellaSchltr. benannt.[4] Außerdem trägt der Berg-Spitzkiel (Oxytropis jacquiniiBunge) seinen Namen. Laut IPNI tragen 65 Species die Eponyme jacquiniana, jacquinianum oder jacquinianus.
Am 23. Februar 2011 wurde in Österreich eine 20 €-Münze zu Ehren des Forschers ausgegeben. Der Feingehalt des Silbers beträgt 900 Tausendstel und der Durchmesser der Münze 34 Millimeter.
Schriften
Flora austriaca (Wien 1773–78, mehrere Bände, mit 450 kolorierten Tafeln)
Selectarum stirpium americanum historia (Wien, 1763 u. 1780, mit 264 kolorierten Tafeln)
Observationes botanicae (Wien, 1764, 4 Bände mit 100 Tafeln)
Icones plantarum rariorum (Wien, 1781–1793, 3 Bände mit 648 kolorierten Tafeln); online
Marianne Klemun und Helga Hühnel, Nikolaus Joseph Jacquin (1727–1817) – ein Naturforscher (er)findet sich. V&R unipress, Göttingen 2017, ISBN 978-3-8471-0710-1.
↑Melanie Unseld, Art. "Franziska von Jacquin". In: Lexikon "Europäische Instrumentalistinnen des 18. und 19. Jahrhunderts, hrsg. von Freia Hoffmann, 2009.
↑ Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018. [1]
↑Boltatschewa S.I. u. a. : Ehrenmitglieder der Moskauer Universität und ihrer wissenschaftlichen Gesellschaften. 1804–2004. Biografisches Wörterbuch. Verlag MSU, Moskau, 2005. ISBN 5-211-04997-7. S. 324, 644. (In Russ.)