Mersin (in der AntikeZephyrion) ist eine an der türkischenMittelmeerküste gelegene Stadt mit über einer Million Einwohner (Stand 2020) und Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Mersin, die bis 2002 İçel hieß. Sie ist eine wichtige Hafenstadt am Mittelmeer. Die Stadt ist seit 1993 eine Büyükşehir belediyesi (Großstadtgemeinde) und damit flächen- und einwohnermäßig identisch mit der Provinz.
Im Westen der Stadt finden sich Reste einer hethitischen Festung aus dem 14. oder 13. Jahrhundert vor Christus. Mersin wird in der Geschichte mit den Namen des Heiligen Paulus verbunden und damit, dass Marcus Antonius die Gebiete zwischen Alanya und Mersin Kleopatra zum Hochzeitsgeschenk machte.
Archäologisch bedeutsam ist das seit neolithischer Zeit bewohnte Viranşehir (in der Antike Soloi und Pompeiopolis). Die antike Stadt wurde im Jahr 525 bei einem Erdbeben zerstört. Die Überreste der Nekropole (Gräberfeld), Theater, Badehaus, Arkaden und Tempel sind erhalten. Das Römische Bad zieht wegen seiner interessanten Mosaiken sehr viele Besucher an.
Im Dezember 1919 ereignete sich die Besetzung der Stadt durch französische Truppen. Nach dreijähriger Besetzung erfolgte im Oktober 1922 der Einmarsch der Truppen der Nationalbewegung Ankaras und der Abzug der ausländischen Besatzungstruppen. 1933 wurden die Provinz Mersin (Provinzhauptstadt Mersin) mit der Nachbarprovinz İçel (Provinzhauptstadt Silifke) zusammengeführt. Mersin wurde die neue Provinzhauptstadt der beiden vereinigten Provinzen und der Provinzname İçel wurde mit dem Gesetz Nr. 2197 für die vereinigte Provinz übernommen. Mit dem Gesetz Nr. 4764 wurde der Name der Provinz im Jahr 2002 zu „Mersin“ umgewandelt. Der moderne Hafen der Stadt wurde nach der Bauzeit 1955–1961 eröffnet. 1993 wurde die Stadt zur Großstadtgemeinde (Büyükşehir belediyesi) erklärt.[2] Mersin hat die Mittelmeerspiele 2013 ausgetragen.
An die einstige religiös-kulturelle Vielfalt in der Stadt erinnern heute Viertel wie Laskiye Mahallesi (Latakia-Viertel), Frenk Mahallesi (Viertel der Europäer), Giritli Mahallesi (Viertel der Kreter) und Hıristiyan Köyü Mahallesi (Viertel des christlichen Dorfes).
Verwaltung, administrative Gliederung
Durch das Gesetz Nr. 5747 wurde der zentrale Landkreis (Merkez Ilçe) der Provinz Mersin im Juli 2008 aufgelöst und in vier neue Kreise geteilt:[3]
Aktuelle und belegbare Flächenangaben liegen z. Z. nicht vor.
Die 22 bestehenden Gemeinden (Belediye) und die 62 Dörfer (Köy) wurden dabei wie folgt „verteilt“:
Kreis Akdeniz:
acht Dörfer und
acht Gemeinden, davon:
wurden sechs in die Kreisstadt eingegliedert (Adanalıoğlu, Bahçeli, Dikilitaş, Karacailyas, Kazanlı und Yenitaşkent)
blieben zwei selbständig erhalten (Bağcılar und Huzurkent)
Kreis Mezitli:
15 Dörfer und
fünf Gemeinden, davon:
wurden drei in die Kreisstadt eingegliedert (Davultepe, Tece und Kuyuluk)
blieben zwei selbständig erhalten (Fındıkpınarı und Tepeköy)
Kreis Toroslar:
31 Dörfer und
Gemeinden, davon:
wurden drei in die Kreisstadt eingegliedert (Dorukkent, Arpaçsakarlar und Yalınayak)
blieben fünf selbständig erhalten (Arslanköy, Ayvagediği, Gözne, Güzelyayla und Soğucak)
Kreis Yenişehir
acht Dörfer und
eine Gemeinde, die
selbständig geblieben ist (Değirmençay).
Bei der Verwaltungsreform ab 2013 wurden schließlich alle Gemeinden und Dörfer zu Mahalle (Stadtviertel/Ortsteile) herabgestuft und direkt dem Landkreis unterstellt worden, der jetzt auch als Stadtbezirk fungierte. Zuvor wurden die Mahalle der Gemeinden, außer jene der Kreisstadt, vereint.
Bevölkerungsentwicklung
Ergebnisse der Volkszählungen
Nachfolgende Tabellen geben den bei den 14 Volkszählungen dokumentierten Einwohnerstand der Stadt (Şehir), des zentralen Landkreises (Merkez İlçe) und der Provinz İçel/Mersin wieder. Die Werte entstammen E-Books (der Originaldokumente[4]) und aus der Datenabfrage des Türkischen Statistikinstituts TÜIK[5]
Jahr
Stadt
zentr. Kreis
Provinz
1927
21.765
46.831
211.543
1935
27.620
62.343
244.236
1940
30.007
67.010
257.709
1945
33.148
74.855
279.484
1950
36.463
84.368
317.929
1955
50.104
95.349
371.667
1960
68.485
121.517
444.523
1965
86.692
143.948
511.273
1970
112.982
177.454
590.943
1975
152.236
226.555
714.817
1980
216.308
303.275
843.931
1985
314.350
411.654
1.034.085
1990
422.357
547.835
1.266.995
2000
537.842
733.660
1.651.400
Fortschreibung der Bevölkerung
Der Anteil der vier neugebildeten Kreise an der Provinzbevölkerung.
Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Bevölkerungsentwicklung nach der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS).[6]
Sie ist Universitätsstadt, außerdem auch Sitz einer ozeanografischen Abteilung der Technischen Universität Ankara. Wirtschaftliche Bedeutung haben der Hafen (für die Çukurova), die Fischerei sowie die Erdöl-, Zement-, Nahrungsmittel- und Textilindustrie. Der „Mertim-Tower“ (MERsin TIcaret Merkezi = Mersin-Handelszentrum) ist mit 177 m das zurzeit höchste Gebäude von Mersin und eines der höchsten in der Türkei. Er hat 52 Etagen und wurde 1987 fertiggestellt.
Die Stadt ist Endstation einer Zweiglinie der Bagdadbahn. Sie ist aus Adana gut mit der S-Bahn (Banliyö Trenleri) zu erreichen.
Sonstiges
Nordöstlich der Stadt befindet sich der rätselhafte Direklitaş oder Dikilitaş genannte Felsquader, ein 10 m hoher und kaum 4 m breiter, partiell bearbeiteter Monolith, vermutlich ein unvollendetes antikes Denkmal.
Mit dem Ziel, die seit einigen Jahren bestehenden Beziehungen zwischen Mersin und Berlin zu einer neuen Qualität zu führen, ist am 16. Februar 2006 der Freundschaftsverein Berlin – Mersin e. V. entstanden. Der Freundschaftsverein organisiert zusammen mit dem Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg den partnerschaftlichen Austausch zwischen Bürgern von Berlin (Tempelhof-Schöneberg) und Mersin (Mezitli). Im Mittelpunkt der Vereinsarbeit steht der Gedanke der Völkerverständigung. Seit 2012 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen beiden Bezirken. Außerdem unterhält Mersin seit 2004 eine Städtepartnerschaft zu Oberhausen im Ruhrgebiet.
Da der Weltpostverein die Türkische Republik Nordzypern nicht als eigenständigen Staat anerkennt, können Briefe dorthin zugestellt werden, indem sie mit einer Postleitzahl Mersins versehen werden.[9]
Wappen
Das Wappen der Stadt wurde durch einen Wettbewerb im Jahre 1975 festgelegt, der Siegesentwurf stammt von Abdullah Taşçı. Das runde Wappen zeigt im unteren Abschnitt das Mittelmeer mit einer M-förmigen Welle, oberhalb befindet sich in Orange eine Sonne am Horizont, die zugleich das bekannte Erzeugnis der Umgebung, die Orange symbolisiert.[10]
Söhne und Töchter der Stadt
Ahmet Kireççi (1914–1979), Ringer; Olympiasieger (1948)