Ludwig heiratete am 5. April 1717 im Schloss PhilippsruheCharlotte (1700–1726), Tochter und Erbin des Grafen Johann Reinhard III. von Hanau, die als einziges überlebendes Kind eine reiche Mitgift in die Ehe einbrachte. Im Jahr 1736 erbte sein Sohn, Ludwig IX. die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, die das Herrschaftsgebiet der Landgrafen deutlich erweiterte. Im Streit mit Hessen-Kassel um das Amt Babenhausen aus der Hanauer Erbschaft konnte sich Hessen-Kassel nach einem langen Rechtsstreit vor dem Reichskammergericht den größten Teil des Amtes sichern.
Er stand im Siebenjährigen Krieg auf Seiten des Kaisers und erreichte den militärischen Rang eines Generalfeldmarschalls. Infolgedessen wurden vor allem Gießen und Oberhessen zum Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen. Im Jahr 1764 fand eine Zusammenkunft zwischen Ludwig und Kaiser Joseph II. in einem Wald bei Heusenstamm statt, die der Landgraf zu den Höhepunkten seines Lebens zählte.
Ludwig zeichnete für die Darmstädter Straßenbeleuchtung verantwortlich, für die 1767 eine erste Verordnung erging, aber auch für Verordnungen gegen das Kaffeetrinken, wobei es schon unter Strafe stand, mit Kaffeegeschirr angetroffen zu werden.
Seine Fürsorge für sein Land ist dokumentiert durch die Errichtung eines Spinnhauses im Jahr 1742 und eines Landeswaisenhauses 1746. Allerdings stieg die Schuldenlast unter Ludwig dramatisch, insbesondere wegen seiner aufwendigen Hofhaltung und Jagdleidenschaft. Die Bildung einer kaiserlichen Umschuldungskommission konnte nur vermieden werden, indem die Landstände finanzielle Mittel bewilligten. Auch die Berufung und das Wirken des Friedrich Karl von Moser, der unter Ludwigs Sohn Ludwig IX. zum Ersten Minister aufstieg, wirkte sich positiv auf die Finanzlage des Landes aus.
Bis 1766 führte Ludwig für den unmündigen Friedrich V. gemeinsam mit dessen Mutter Ulrike Luise zu Solms-Braunfels die Regentschaft in Hessen-Homburg. Mit Hessen-Homburg lag Ludwig seit 1747 in Streit um die Herrschaft Braubach, der erst 1768 beigelegt werden konnte.
Der Jagdlandgraf
Wie schon sein Vater war Ludwig ein leidenschaftlicher Parforcejäger. Diese Vorliebe machte ihn nicht nur als Jagdlandgraf bekannt, sondern führte auch zu langen Abwesenheiten von seiner Residenz. Zur Belohnung seiner Jäger prägte Ludwig so genannte Hirschgulden und Saudukaten. Einer seiner Oberförster sah sich veranlasst, ein Buch zu veröffentlichen, das „alle raren Schüsse welche S. H. D. Ludwig VIII. [...] gethan hat“ beinhaltet. Die Regierungsgeschäfte führte Ludwig vornehmlich auf seinem Jagdschloss Kranichstein. Der Landgraf ließ, gleich seinem Vater, zahlreiche Jagdgebäude errichten, darunter Jagdschloss Dianenburg und das Griesheimer Haus. Für die zahlreichen Pferde, die für die Parforcejagd benötigt wurden, errichtete Ludwig den Marstall am Paradeplatz in Darmstadt. Für seine Ausfahrten benutzte der Landgraf eine Kutsche, die von weißen Hirschen gezogen wurde.
Der die Jagd liebende Fürst schätzte die von seinem HofwindbüchsenmacherFriedrich Jacob Boßler dem Älteren (* 1717; † 1793) gefertigten Windbüchsen. Seine Person und Arbeiten genossen einen exzellenten Ruf bei Ludwig VIII. und dem gesamten landgräflichen Hof. So fertigte Boßler einige Büchsen und Pistolen für den Fürsten sowie 1750 eine Windbüchse mit in Gold gehaltenem Spiegelmonogramm des hessen-darmstädtischen Landesherrn an. Heute kann die Öffentlichkeit diese Waffen im Jagdschloss Kranichstein besichtigen.[1][2]
Konkubinat
Nachdem seine Ehefrau Charlotte, die Erbgräfin von Hanau, bereits 1726 verstorben war, ging der Landgraf zwar keine weitere Ehe mehr ein, hatte aber Beziehungen mit verschiedenen Damen des Darmstädter Hofstaats. Nachkommen sind aus diesen jedoch nicht bekannt. Überliefert sind drei Mätressen:[3]
Die Sängerin Madame Richard begegnete dem Landgrafen 1736 in Paris und folgte ihm 1737 als Mätresse nach Darmstadt, von dort ging sie aber bald nach Kassel weiter.
Nach dem frühen Tod der Friederike Elisabeth Clotz 1743, hatte der Landgraf eine Beziehung zu Helene Martini (Mamsel Lene; 1728–1803), die landgräfliche Silberwärterin am Darmstädter Hof war. Mit ihr präsentierte sich der hessische Regent in dem mit sechs Hirschen bespannten Prunkwagen, den Johann Georg Stockmar malte. Oft begleitete sie den Fürsten bei seinen Jagdausflügen.[14]
Nachkommen
Ludwig IX. (1719–1790), Landgraf von Hessen-Darmstadt
Sophie Margarete von Oettingen-Oettingen (1634–1664)
Anna Sibylle von Solms-Sonnenwalde (um 1615–1635)
Literatur
Heinrich Künzel: Geschichte von Hessen insbesondere Geschichte des Grossherzogthums Hessen [...]. Scriba, Friedberg 1856, S. 654 ff. (Digitalisat)
Karl von Rotteck, Carl Welcker: Staats-Lexikon oder Encyclopädie der Staatswissenschaften. Band 10. Altona, 1840, S. 781 f. (Digitalisat)
Philipp Alexander Ferdinand Walther: Darmstadt wie es war und wie es geworden. Jonghaus, Darmstadt 1865, S. 179 ff. (Digitalisat)
Philipp Alexander Ferdinand Walther: Der Darmstädter Antiquarius. Jonghaus, Darmstadt 1857, S. 215 ff. (Digitalisat)
Steven David Zohn: Music for a mixed taste. Style, genre, and meaning in Telemann's instrumental works. Oxford University Press, Oxford 2008, ISBN 978-0-19-516977-5, S. 94.
Rouven Pons: Die Kunst der Loyalität. Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt (1691–1768) und der Wiener Kaiserhof, Marburg 2009 (Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs- und Landesgeschichte 25)
↑Hans Schneider: Der Musikverleger Heinrich Philipp Bossler 1744–1812. Mit bibliographischen Übersichten und einem Anhang Mariane Kirchgeßner und Boßler. Selbstverlag Hans Schneider, Tutzing 1985, ISBN 3-7952-0500-X, S.22.
↑Wolfgang Adam und Siegrid Westphal (Hrsg.): Handbuch kultureller Zentren der Frühen Neuzeit – Städte und Residenzen im alten deutschen Sprachraum. Band1 – Augsburg–Gottorf. de Gruyter, Berlin/Boston 2012, ISBN 978-3-11-020703-3, S.341 (Digitalisat).
↑Friedrich Wilhelm von Ulmenstein: Geschichte und topographische Beschreibung der Stadt Wetzlar, Band 2, Wetzlar 1806, S. 204; Christoph von Rommel: Geschichte von Hessen, Band 6, Kassel 1837, S. 38.