Charles Ferdinand d’ArtoisCharles-Ferdinand d’Artois (deutsch Karl Ferdinand von Artois), Herzog von Berry (* 24. Januar 1778 im Schloss Versailles;[1][2] ~ 28. August 1778 in der Palastkapelle Versailles[3]; † 14. Februar 1820 in Paris[4]), petit-fils de France, später fils de France, war der jüngere Sohn des Comte d’Artois, des späteren Königs Karl X. von Frankreich. LebenCharles-Ferdinand d’Artois wuchs am Hof seines Onkels König Ludwig XVI. auf. Während der Französischen Revolution verließ er im Alter von elf Jahren mit seinem Vater Frankreich und diente bis 1797 in der Armee der Emigranten. Danach trat er in die russische Armee ein, ließ sich 1801 in England nieder und blieb dort dreizehn Jahre lang. Nach der Abdankung Napoleons 1814 begab sich Berry zurück nach Frankreich. Ludwig XVIII. ernannte ihn zum Oberbefehlshaber der Pariser Armee bei Napoleons Rückkehr von Elba. Er war allerdings außerstande, die Loyalität seiner Truppen zu bewahren, und zog sich während der „Herrschaft der Hundert Tage“ nach Gent zurück. Charles Ferdinand d’Artois, selbst künstlerisch begabt, war Kunstförderer und -sammler. Bereits während seines Aufenthaltes in England begann er Gemälde der flämischen und der holländischen Schule zu sammeln, die er nach seiner endgültigen Rückkehr nach Frankreich durch zeitgenössische französische Werke ergänzte und im L’Élysée-Bourbon bewahrte, der Residenz, die Ludwig XVIII. ihm 1816 in Paris zur Verfügung stellte. Charles Paul Landon, Konservator der Musées Royaux, der als Maler in den Diensten des Herzogs von Berry stand, gab den Umfang der unter der Bezeichnung collection du duc de Berry bekannten Sammlung mit annähernd einhundert Gemälden alter Meister und etwa halb so vielen modernen Gemälden an.[5] Die nach dem Tod des Herzogs in collection du duc de Bourgogne umbenannte, teilweise auch als Musée L'Élysée-Bourbon zugänglich gemachte Privatsammlung ersten Ranges (Gustav Friedrich Waagen) wurde im April 1837 versteigert. Die meisten wertvollen Gemälde gingen nach Russland und nach England.[6] Am 13. Februar 1820 verübte der Sattler Louis-Pierre Louvel beim Verlassen der Oper (damals die Salle Montansier, rue de la Loi, heute place Louvois) ein tödliches Attentat auf den Herzog von Berry. NachlebenIn der Folgezeit wurde der Herzog von Berry zur Symbolfigur der Restauration. Als nach der Julirevolution von 1830 am 14. Februar 1831 in der Pariser Kirche Saint-Germain-l’Auxerrois eine Gedächtnismesse für ihn stattfand, kam es zu einem gewalttätigen Massenprotest, in dessen Verlauf die Kirche St-Germain verwüstet und der Bischofspalast bei der Kathedrale Notre-Dame völlig zerstört wurde.[7] Vorfahren
Ehen und NachkommenIn der englischen Emigration ging Charles mit der verheirateten Amy Brown Freeman (1783–1876), Tochter des anglikanischen Priesters John L. Brown und der Anne Deacon, ein Verhältnis ein. Amy war auch bereits Mutter eines 1804 geborenen Sohnes John, hatte aber ihre Ehe nie anerkannt. So heirateten 1806 der Herzog und Amy. Das Paar hatte zwei Kinder:
1815 wurde die Ehe mit Amy offiziell geschieden. Nach Abschluss eines Ehevertrages am 15. April 1816 ehelichte Charles-Ferdinand d’Artois per Prokura am 24. April 1816 in Neapel und per Trauzeremonie am 17. Juni 1816 in Paris in der Kathedrale Notre-Dame Prinzessin Marie Caroline von Bourbon-Sizilien (1798–1870), die älteste Tochter des damaligen Kronprinzen Franz beider Sizilien und der schon verstorbenen Kronprinzessin Maria Klementine. Aus dieser Ehe gingen vier Kinder hervor, von denen das erste nur zwei Stunden, das zweite einen Tag lebte, das letzte posthum geboren wurde:
Henri kam sieben Monate nach der Ermordung seines Vaters zur Welt und wurde als ersehnter, posthum geborener Thronerbe als «enfant du miracle», als das „wundersame Kind“, gefeiert. D’Artois war Colonel général der Chevau-légers-lanciers. WeblinksCommons: Charles Ferdinand d’Artois – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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