Changchun
Changchun oder deutsch Tschangtung, nach Lessing-Othmer Tschangtschun (chinesisch 長春市 / 长春市, Pinyin Chángchūn Shì, IPA (hochchinesisch) ), ist die Hauptstadt der Provinz Jilin im Nordosten der Volksrepublik China und eine der 15 provinzunmittelbaren Städte des Landes. Sie hat 3.411.209 Einwohner in der Innenstadt (Stand: Zensus 2010) und 9.066.906 im gesamten Stadtgebiet (Stand: Zensus 2020). GeographieFläche und KlimaDas Verwaltungsgebiet von Changchun hat eine Fläche von 20.571 km².[3] Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 4,9 °C, die Jahresniederschlagssumme 616 mm. Das Klima ist kontinental bei kalten und relativ trockenen Wintern und feucht-warmen Sommern.
Administrative GliederungAuf Kreisebene setzt sich Changchun aus sieben Stadtbezirken, einem Kreis und drei kreisfreien Städten zusammen. Diese sind (Stand: Zensus 2010)[4]:
Ehemals Teil von Changchun:
BevölkerungBeim Zensus 2000 wurden für das gesamte Verwaltungsgebiet Changchuns 7.135.439 Einwohner gezählt.
In dem eigentlichen urbanen Siedlungsraum der Stadt lebten 2017 knapp 4,2 Millionen Einwohner. Die restliche Bevölkerung lebt im ländlichen Umland. Aufgrund der voranschreitenden Urbanisierung wird bis 2035 mit 5,5 Millionen Einwohnern in der Agglomeration gerechnet.
WirtschaftChangchun ist eine der wichtigsten Industriestädte im Norden Chinas. Die Stadt beherbergt Stahlwerke und eine Vielzahl metallverarbeitender Betriebe. Das Fahrzeugwerk Nummer 1 (China FAW Group) war einmal der größte Hersteller von Autos in China und betreibt seit 1991 zusammen mit Volkswagen/Audi und Toyota zwei große Joint Ventures in der Stadt. 2004 wurde das Fahrzeugwerk Nummer 2 eingeweiht. Jährlich werden 660.000 VW-Fahrzeuge hergestellt und 9.000 Menschen sind in den Fahrzeugwerken beschäftigt. Eine weitere Ausbaustufe zur größten chinesischen Autostadt ist geplant. Seit 1999 hat Changchun auch seine eigene internationale Automesse. Die China Changchun International Automobile Fair 2009 war mit 130 in- und ausländischen Ausstellern die bisher größte Veranstaltung. Aber auch der Automobilhersteller Zxauto betreibt hier sein Zweitwerk. Weitere Wirtschaftsfaktoren sind
Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 erwirtschafte Changchun ein Bruttoinlandsprodukt von 124,46 Milliarden US-Dollar in Kaufkraftparität. In der Rangliste der wirtschaftsstärksten Metropolregionen weltweit belegte sie damit den 108. Platz. Das BIP pro Kopf liegt bei 16.413 US-Dollar (KKB). Das BIP pro Kopf wuchs 2000 bis 2014 im Durchschnitt um 12,4 % jährlich.[6] Kultur und SehenswürdigkeitenMuseum und GastronomieEine nennenswerte Sehenswürdigkeit ist der Kaiserpalast, in welchem der von den Japanern eingesetzte Kaiser von Mandschukuo, Puyi, residierte. Seit 2010 gibt es in Changchun das von Rolf Giesen gegründete International Animation, Comics & Games Museum.[7] BildungIn Changchun befinden sich die Jilin-Universität (JLU), die Nordost Normal Universität und die Changchun Universität für Wissenschaft und Technik. Außerdem befindet sich hier das Jilin Huaqiao Fremdsprachen Institut. An der Nordost Normal Universität ist das Institute for the History of Ancient Civilizations angesiedelt, das 1984 als erstes altertumswissenschaftliches Universitätsinstitut in China gegründet wurde, das Journal of Ancient Civilizations herausgibt und jährlich bis zu vier auswärtige Forscher als Gastprofessoren beschäftigt. So waren bereits Rainer Hannig, Bernhard Kytzler, Fritz-Heiner Mutschler, Carl Joachim Classen, David A. Warburton, Maria Rybakova, Burkhard Fehr und Sven Günther in der Stadt tätig. Der Mathematiker Tassilo Küpper war 1988 Honorarprofessor an der Jilin-Universität. Kultur und SportIm Jahr 2003 etablierte die Chinesische Sport-Organisation im Umfeld von Changchun das Vasaloppet China Festival mit einem Skilanglauf-Wettbewerb in abgestuften Längen, den Vasaloppet China, und umfassenden Kulturveranstaltungen.[8] 2007 wurden die Asien-Winterspiele in Changchun abgehalten. GeschichteIm 18. Jahrhundert war Changchun eine kleine Handelsstadt. Erst 1906 bekam die Stadt eine größere Bedeutung, als sich hier die japanische Südmandschurische Eisenbahn und die russische Chinesische Osteisenbahn trafen. Nachdem Japan 1931 in der Mandschurei-Krise die Mandschurei besetzt und den Satellitenstaat Mandschukuo ausgerufen hatte, wurde die Stadt 1932 die Hauptstadt des Staates. Der Name wurde in Xinjing (新京, Xīnjīng, veraltet nach Post Hsinking, jap. Shinkyō), zu Deutsch „Neue Hauptstadt“, geändert. Die Stadt erfuhr ein enormes Wachstum und große Alleen und Regierungsanlagen wurden gebaut. Außerdem wurde hier die erste japanische Hochgeschwindigkeitsstrecke des Ajia von Changchun nach Dalian gebaut. Die Japaner siedelten auch große Filmfirmen an, die zunächst hauptsächlich Propagandafilme produzierten. Im Jahr 1945 wurde die Stadt bei der sowjetischen Invasion der Mandschurei von der Roten Armee besetzt. Die Truppen plünderten die Stadt. Bis 1956 behielt die Sowjetunion eine Präsenz in der Stadt und baute die erste Automobil-Produktionsstätte auf. Der auf einem Ford-Modell beruhende Jiefang-LKW (deutsch „Befreiung“) und die Rote Flaggen-Limousinen wurden hier bis 1987 produziert. Während des Chinesischen Bürgerkriegs wurde die Stadt 1946 von der Kuomintang besetzt. Von März bis Oktober 1948 wurde die Stadt durch KPCh-Truppen belagert und anschließend erobert.[9] Dabei starben bis zu einer Million Menschen,[9][10] viele davon verhungerten. In der offiziellen chinesischen Geschichtsschreibung galt der „Sieg“ von Changchun als eines der friedlichsten und als „unblutiges“ Kapitel des ruhmreichen Befreiungskampfes des Volkes, Opferzahlen wurden nicht erwähnt.[9] 1954 wurde Changchun Hauptstadt der Provinz Jilin. Im Mai 1992 veröffentlichte Li Hongzhi hier erstmals seine Lehren von Falun Gong. Im Januar 2006 erhielt der deutsche Städteplaner Albert Speer den Zuschlag für die Planung und Errichtung einer Automobil-Produktionsstätte, die mit 120 km² doppelt so groß wie Shanghais Autocity Anting ist. Die Ansiedlung von 300.000 Beschäftigten war in dem Projekt mit inbegriffen, die meisten Bauarbeiten wurden bereits beendet (Stand 2017). Das Ende des Projekts für 2022 geplant.[veraltet] Changchun soll nach den Plänen der Stadtregierung damit zu einem Detroit des Ostens werden. Schon jetzt ist sie Chinas zweitgrößter Automobilstandort. StadterweiterungChina befindet sich in einem der größten Transformationsprozesse seiner Geschichte, bis 2025 werden weitere ca. 350 Millionen Menschen vom Land in die Städte umsiedeln. Auch Changchun soll seine Einwohnerzahl in den nächsten 10 bis 15 Jahren verdoppeln. Das Planungsbüro Albert Speer und Partner, Frankfurt a. M., hat den Wettbewerb für eine ökologische Erweiterung Changchuns gewonnen. Die ab 2008 entstehenden neuen Stadtteile sollen vor allem die Funktion einer „Autostadt“ bekommen, d. h. alle Flächen werden der engen Verzahnung von Arbeiten im Entwicklungs- und Produktionsbereich, dem arbeitsplatznahen Wohnen und der regenerativen Freizeitgestaltung untergeordnet. Nach dem Willen der chinesischen Regierung wird Changchun der wichtigste Schwerpunktort der schnell wachsenden inländischen Automobilindustrie. Inwieweit das Konzept einer überwiegenden Ökostadt wie in Shanghai Dongtan hierbei verfolgt wird, werden die noch ausstehenden Detailplanungen zeigen. Der Masterplan sieht eine der typischen quadratisch angelegten Stadtraster vor, das sich ca. 10 km breit und 12 km lang dahinstreckt und einmal 300.000 Einwohner aufnehmen soll. Die Musterstadt ist durch eine alleenartige Doppelachse geprägt, zweimal durchbrochen durch künstlich hineingeleitete Flussläufe, die mit breiten Begleitflächen eine gute Durchlüftung sicherstellen sollen. Alle zentral nutzbaren Gebäude und viele der emissionsfreien Arbeitsstätten sind im Zentrum geplant, die Wohngebiete liegen rechts und links der Hauptachse in passabler Entfernung; diese Stadt soll auch dem Fahrrad wieder zu neuer Blüte verhelfen. Die Randflächengestaltung der Planstadt wird voraussichtlich auch mit einer ökologischen Landschaftsreparatur verbunden, d. h. mit öffentlich nutzbaren, parkartigen Flächen oder kleineren Waldstücken anstatt landwirtschaftlich intensiv genutzter, aber der Öffentlichkeit versperrter Flächen. PartnerstädteChangchun hat Partnerschaften mit dem kanadischen Québec und der grönländischen Hauptstadt Nuuk.[11] Außerdem werden folgende 18 Städtepartnerschaften aufgelistet:[12][13]
Söhne und Töchter der Stadt
WeblinksCommons: Changchun – Sammlung von Bildern und Videos
Einzelnachweise
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